Der sogenannte Bologna-Prozess, der die Studiengänge in der EU vergleichbar machen soll, hat viele Veränderungen für Studierende und Universitäten mit sich gebracht. Aber was halten eigentlich die Personalchefs in den Unternehmen davon? Welche Erfahrungen haben sie mit den ersten deutschen Bachelor- und Master-Absolventen gemacht? Ich habe die Verantwortlichen bei ArcelorMittal, Siemens, dem Institut BIBA und […]

Bachelor und Master aus Sicht der Personalabteilungen
„Im Unterschied zum Diplom wissen wir jetzt nicht mehr genau, welche Kenntnisse die Studenten mitbringen“, bemängelt Katrin Dünow von ArcelorMittal an den neuen Abschlüssen.

Der sogenannte Bologna-Prozess, der die Studiengänge in der EU vergleichbar machen soll, hat viele Veränderungen für Studierende und Universitäten mit sich gebracht. Aber was halten eigentlich die Personalchefs in den Unternehmen davon? Welche Erfahrungen haben sie mit den ersten deutschen Bachelor- und Master-Absolventen gemacht?

Ich habe die Verantwortlichen bei ArcelorMittal, Siemens, dem Institut BIBA und der Sparkasse Bremen gefragt.

 

Katrin Dünow, Personnel Recruiting von ArcelorMittal in Bremen:

Im Unterschied zum Diplom wissen wir jetzt nicht mehr genau, welche Kenntnisse die Studenten mitbringen. Früher wusste man, im Grundstudium wurden gewisse Inhalte abgefragt, auf dieser Basis konnte man aufbauen. Das ist jetzt etwas schwieriger einzuschätzen, weil die einzelnen Studiengänge auch Städte- und Uni-übergreifend sehr unterschiedlich sind. Wir lassen uns immer aktuelle Notenübersichten mitgeben, vor allem weil wir wissen wollen, welche Inhalte die Studenten schon gelernt haben.

Mike Kamphuis, Recruiting Manager, Siemens Nord:

Wir haben mit den neuen Abschlüssen gute Erfahrungen gemacht. Bei der Siemens AG können wir alle Abschlüsse gut einsetzen, weil wir alle Tätigkeitsbereiche abdecken. Wir können die alten Diplomstudiengänge einsetzen, aber auch Bachelor, Master und Bewerber mit Promotion.

Es gibt Tätigkeitsbereiche, wo der Bachelorabschluss ausreichend ist, um dort in den Beruf zu starten, dazu zähle ich den technischen Betrieb und Service. Und es gibt natürlich auch Tätigkeitsbereiche, F&E zum Beispiel, für die man eben einen Masterabschluss oder eine Promotion mitbringen muss.

Leichte Unterschiede gibt es zwischen dem Bachelor an der Universität und dem an der Fachhochschule. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, ist, dass die Fachhochschulen das Diplom eins zu eins in den Bachelor überführt haben, das Studium also etwas kürzer ist, ein Praxissemester weggefallen ist, aber in der Regel keine Studieninhalte verloren gegangen sind.

Das heißt, das Fachhochschuldiplom ist gleichzusetzen mit dem Fachhochschulbachelor, wohingegen viele Universitäten nicht davon ausgehen, dass der Bachelor ein berufsqualifizierender Abschluss ist, dass er also gleichzusetzen ist mit dem Vordiplom. Viele Universitätsstudenten setzen deswegen noch den Master drauf, um einen vollwertigen Abschluss zu haben.

Ein weiterer Effekt von Bologna ist, dass ich mir die Zeugnisse von den Universitäten genau angucken muss, um herauszufinden, was eigentlich die Lerninhalte waren. Es gibt mittlerweile so viele Studiengänge, dass ich bei einem Studiengang, z.B. Technical Engineering, gar nicht wüsste, was die Studieninhalte gewesen sind.

Professor Dr. Bernd Scholz-Reiter, Direktor des Bremer Instituts für Produktion und Logistik GmbH, sowie designierter Rektor der Universität Bremen:

Man merkt, dass das Bachelorstudium sehr reglementiert ist und deswegen der Blick über den Tellerrand von einigen Studenten aus meiner Sicht nicht mehr so ist, wie er früher mal war. Früher war es freier und man hat auch vielleicht mal die eine oder andere Veranstaltung besucht, die nicht unbedingt Credit Points bringt. Jetzt ist es sehr fokussiert und die Studienzeiten dürfen nicht sehr stark überschritten werden, so dass die Studenten in der Regel nur das machen, was ihnen die Studienordnung vorschreibt.

In den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen ist das nicht so dramatisch, weil die vor allem berufsorientiert sind, in anderen Studiengängen finde ich es manchmal ein bisschen schade. Wobei man das aber den Studierenden nicht vorwerfen kann. Früher waren es vielleicht 20, 30 Prozent, die mehr gemacht haben, als sie unbedingt mussten, jetzt sind es nach meiner Einschätzung noch 5 Prozent.

Harald Braun, Personalentwicklung und Beratung, Die Sparkasse Bremen AG:

Das Ziel, durch Bachelor und Master den Einstieg in das Berufsleben früher zu ermöglichen, wurde erreicht.  Nach dem Abschluss stehen in der Sparkasse viele Türen offen. Viele Studenten nutzen die Chance, im Rahmen eines Praktikums oder ihrer Bachelorarbeit das Unternehmen Sparkasse für sich als zukünftigen Arbeitgeber zu entdecken, um mit ihrer Karriere zu starten.

Mitarbeiter, die sich für ein nebenberufliches Studium zum Bachelor entscheiden, werden von der Sparkasse unterstützt. Als Partner der Hochschule der Sparkassenfinanzgruppe, Bonn, stellt die Sparkasse regelmäßig Räumlichkeiten für die Präsenzveranstaltungen zur Verfügung.


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