In fast allem haben uns die Maschinen übertrumpft: Nur die „Rollmopskompetenz“ ist uns noch geblieben. Und auch die wollen uns Bremer Forscher künftig nehmen…

Die hohe Kunst des Rollmopsrollens beherrscht bis jetzt nur der Mensch. Foto: Flickr/Peter aka anemoneprojectors unter CC-Lizenz
Die hohe Kunst des Rollmopsrollens beherrscht bis jetzt nur der Mensch. Foto: Flickr/Peter aka anemoneprojectors unter CC-Lizenz

Der Mensch verliert immer mehr Vorteile gegenüber der Maschine. Es begann mit der Ausdauer: Während selbst der gestählteste Fließbandarbeiter früher oder später aus den Schuhen kippt, wenn er keine ausführliche Pause bekommt, arbeitet der Industrieroboter klaglos durch Nächte und Wochenenden. Es setzte sich fort mit der Intelligenz: Die besten Schachcomputer schlagen mittlerweile den Weltmeister. Aber eine Domäne bleibt dem Menschen noch – nennen wir sie die „Rollmopskompetenz“.   Das Problem liegt buchstäblich auf der Hand: Bauteile eines Autos oder eines Smartphones sind in der Regel fest, deutlich sichtbar und ganz klar vordefiniert – daher lassen sie sich von Maschinen sehr gut greifen. Anders verhält es sich in der Lebensmittelproduktion. Dort werden oft weiche, wabbelige Substanzen verarbeitet, die sowohl das Sehvermögen als auch die Fingerfertigkeit der aktuellen Robotergeneration überfordern.   Entlastung von gesundheitsgefährdenden Arbeiten   „Schön, dass es das noch gibt“, könnte man nun denken, denn es stehen ja auch Arbeitsplätze auf dem Spiel. Allerdings gehören Tätigkeiten wie das Schleppen von Kartoffelsäcken und die Fließbandarbeit im Kühlraum zu den wenig erstrebenswerten Dauerbeschäftigungen, die massive Gesundheitsschäden verursachen können. Der Einsatz neuer Technologien ist hier ausgesprochen sinnvoll und führt – wenn alles normal läuft – zur Entstehung von erfüllenderen Arbeitsplätzen an anderer Stelle.   Hinzu kommt die Frage der Hygiene. Jede Hand, die mit einem Lebensmittel in Berührung kommt, ist eine potenzielle Gefahr für den Konsumenten. Das gilt natürlich auch für die handschuhgeschützte Hand, mit der zwischendurch „nur mal kurz“ die Nase geputzt wird.   „Die Robotik kann uns weite Schritte nach vorne bringen“, sagt daher beispielsweise Prof. Herbert Buckenhüskes von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Und zwar unter anderem aus Gründen der Lebensmittelsicherheit, der „Humanisierung des Arbeitsplatzes“ und der effektiveren Produktion, wie er kürzlich in der Handelskammer Bremen erklärte.

Roboter können bereits gefrorene Fischfilets verarbeiten (links in Form von Holzblöcken dargestellt), aber mit Rollmöpsen kommen sie noch nicht klar. Foto: ak
Roboter können bereits gefrorene Fischfilets verarbeiten (links in Form von Holzblöcken dargestellt), aber mit Rollmöpsen kommen sie noch nicht klar. Foto: ak

Je glitschiger, desto schwerer   Der Lebensmittelindustrie steht daher in den nächsten Jahren eine technische Entwicklung bevor, die im Automobilbau und der Elektronikindustrie bereits lange stattgefunden hat. Wissenschaftler in Instituten und Unternehmen arbeiten zurzeit fieberhaft an leistungsfähigerer Bilderkennungssoftware und feinfühligeren Roboterhänden.   Unter einigen Lebensmittelexperten gilt dabei die Zähmung des Rollmopses als Königsdisziplin: Wer es schafft, diesen glitschigen Gesellen zu packen und aufzurollen, ohne dass er dabei vom Roboter beschädigt wird, kann sich wahrscheinlich nach wenigen Jahren zur Ruhe setzen.   Weltraumroboter und Kaffeesackschlepper auf dem Campus   Auch in Bremen befassen sich verschiedene Einrichtungen mit der Weiterentwicklung der Robotik für neue Einsatzbereiche. Um die Lebensmittelindustrie bemüht sich beispielsweise das Bremer Centrum für Mechatronik, das seinen Sitz im NW 1 an der Uni hat.   Auf der anderen Seite des Campus entwickelt das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) spektakuläre Roboter für den Weltraum und die Tiefsee, aber auch für die Versorgung von alten und behinderten Menschen. Und ganz in der Nähe hat sich das BIBA bereits weltweit einen Namen gemacht, indem es den ersten funktionstüchtigen Paketroboter entwickelte. Auch am Schleppen von schweren, unhandlichen Kaffeesäcken wird dort geforscht.


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