„Du bist, was du isst.“ Dieser Spruch ist allseits bekannt. Du bist, was du studierst. Zugegeben, diese Neuschöpfung von mir ist weder bekannt, noch reimt sie sich. Dennoch bin ich mir sicher, dass die meisten etwas mit der Aussage anfangen können. Wer hat sich nicht schon mal dabei ertappt, beim Äußeren eines Studenten direkt auf […]

Na, du studierst doch bestimmt…

„Du bist, was du isst.“ Dieser Spruch ist allseits bekannt. Du bist, was du studierst. Zugegeben, diese Neuschöpfung von mir ist weder bekannt, noch reimt sie sich. Dennoch bin ich mir sicher, dass die meisten etwas mit der Aussage anfangen können.

Wer hat sich nicht schon mal dabei ertappt, beim Äußeren eines Studenten direkt auf seinen Studiengang zu schließen? Und wer hat bei den verschiedensten Studiengängen nicht eine ganze Palette von Stereotypen im Kopf?

Doch wie zutreffend sind diese Vorurteile? Sind BWLer wirklich zugeknöpfte Zahlenfanatiker? Und sind Soziologen tatsächlich die mitteilungsbedürftigen Alternativen, für die man sie im Allgemeinen hält? Was sagen eigentlich die Studierenden selber über ihre Fachrichtung und die damit vermeintlich verbundenen Eigenschaften? Eine Tour über den Uni-Campus gibt einen kleinen Einblick.

Neele

Neele (21) studiert Politik und Englisch. Für sie sind besonders Politikstudenten diskussionswütig und weltverbesserisch. Zwei Eigenschaften, die sie schon häufiger über Studierende des Fachs gehört hat. Obwohl ihr Studium zu ihr passe, sei sie nicht die typische Politikstudentin. Zwar diskutiere sie auch sehr gerne, doch die Weltverbesserer gingen ihr von Zeit zu Zeit auch mal auf die Nerven.

 

Beim weiteren Schlendern begegne ich Philipp, ebenfalls 21, und auf den ersten Blick würden sicherlich 95% der Leute auf den falschen Studiengang tippen – ich übrigens auch! Philipp studiert Produktionstechnik und sieht nicht so aus wie der Nerd, den viele dabei im Kopf haben.

Philipp

Der Studiengang mit deutlichem Männerüberschuss passe zu ihm, weil ihm die technischen Aspekte liegen. Als „Strebertyp“ sehe er sich definitiv nicht. Im Gegensatz zu vielen Kommilitonen sei er modebewusster und achte auf sein Aussehen.

Betrachtet man seine Frisur, den vielen Schmuck und das weiße Shirt, welches ihm besonders gut gefalle, glaubt man ihm das gerne.

 

Schon von weitem sieht man ihr blaues Kleid leuchten. Von Nahem weiß man gar nicht, wo man bei Elena (20) zuerst hinschauen soll? Auf die rosa gefärbten Haarspitzen oder doch lieber auf die Tunnel in den Ohrläppchen?

Die Studentin der Kommunikations- und Medienwissenschaften sei sich sicher, dass sie gut in ihren Studiengang passt. Stereotypen wie Kommunikationsfähigkeit, aber auch ein großes Kommunikationsbedürfnis würden schon auf sie zutreffen.

Elena

Ihre Haare habe sie nicht als Statement rosa gefärbt, sondern nur, um mal zu schauen, ob es ihr gefällt. Passend, denn auch Spontanität und Freude daran, neue Dinge auszuprobieren, wird Kommunikations- und Medienwissenschaftlern im Allgemeinen nachgesagt.

 

Dem kompletten Klischee ihres Studienganges entspricht Lena (21), ihres Zeichens Soziologie-Studentin. Mit ihren langen Dreadlocks, Umhängebeutel und Schmuck aus Indien fällt sie nicht nur auf, sondern entspricht auch dem Bild des alternativen Soziologen.

Häufig lasse sie die Leute raten, was sie studiert und die meisten lägen sofort richtig. Stören tue sie dies aber auf keinen Fall, schließlich könne sie sich mit ihrem Studiengang sehr gut identifizieren. Kein Grund also, sich zu ärgern.

Ob sie sich dem Klischee und ihren Kommilitonen ein bisschen angepasst hat? Möglich. In ihrer Schulzeit sei sie noch anders herumgelaufen, die Dreadlocks kamen erst mit Studienbeginn.

Lena

Der kurze Exkurs auf dem Campus zeigt, dass einige Vorurteile Studiengängen gegenüber allgegenwärtig sind und wir uns nicht deswegen schämen müssen – puh!

Erstaunlicherweise traf in den meisten Fällen wenigstens ein Klischee zu, ob es nun die diskussionsfreudige Politikstudentin oder die alternative Soziologin war. Auch wenn es Ausreißer gibt – viele können sich mit ihrem Studiengang und den damit verbundenen Klischees identifizieren.

Wenn also beim nächsten Mal der Ah-der-studiert-doch-bestimmt-Gedanke in den Kopf schießt, einfach mal nachfragen und sich vielleicht doch überraschen lassen.


Mehr aus " Campus Life" zur Startseite