Wie lernen wir eigentlich richtig und wie bereiten wir uns so auf Prüfungen vor, dass wir uns trotz Lernphasen wohlfühlen?
Lernen gehört zum Leben dazu – eine Weisheit, die ganz schön nerven kann. Vor allem kurz vor den Prüfungen und auch ein bisschen, weil sie stimmt. Aber wie lernen wir eigentlich richtig und wie bereiten wir uns so auf Prüfungen vor, dass wir uns trotz Lernphasen wohlfühlen?
Was vor einigen Jahren noch gar nicht selbstverständlich war, ist heute dank der Lernforschung immer akzeptierter: Jeder Mensch lernt anders. Daher ist es vor allem wichtig, sich ganz eigene Methoden anzueignen. Ein Patentrezept für das richtige Lernen gibt es nicht.
Die Wissenschaft, die Wissen schafft
Um eine für sich funktionierende Methode zu finden, sollte man zunächst herausfinden, mit welcher Art des Lernens man eigentlich am besten zurechtkommt. Der Idee unterschiedlicher Lernstile liegt die Auffassung zugrunde, dass Wissensaufnahme durch unsere Sinne geschieht. In der Forschung gibt es unterschiedliche Modelle von Lernstilen.
Ein gängiges Modell ist die Einteilung in visuelles und auditives Lernen sowie in das Lernen durch Textarbeit und das sogenannte „kinästhetische Lernen“, also das Lernen durch die Praxis. Es ist umstritten, ob sich Lernende anhand ihres Charakters in diese Kategorien einteilen oder sich die Lernstile je nach Situation und Inhalt zuweisen lassen.
Welcher Lernstil steht mir am besten?
Unabhängig von lerntheoretischen Ansätzen kann es in der Praxis helfen, sich konkret zu fragen, wie man Inhalte am besten versteht und behält. Wer sich Dinge vor allem über den auditiven Weg merken kann, sollte viel mit anderen darüber sprechen. Wenn man eher der Text-Typ ist, hilft es, das Gelesene handschriftlich zu formulieren.
Der Psychiater Manfred Spitzer betont in einem Interview auf zeit.de: „Wenn man etwas aufschreibt, beschäftigt sich der Kopf intensiver damit, als wenn man es nur liest. Das gilt allerdings nur für die Handschrift […]: das haben Studien gezeigt.“
Hinzu kommt natürlich auch die Frage, wann am Tag man eigentlich am leistungsfähigsten ist. Auch hier hat sich einiges in der Lernpsychologie geändert. „Morgenstund hat Gold im Mund“ gilt nun auch offiziell nicht mehr für jeden. Manfred Spitzer stellt fest: „Es gibt Menschen, die überwiegend nachts arbeiten und jedes halbe Jahr ein Buch publizieren. Menschen haben also tatsächlich unterschiedliche Tagesrhythmen.“
Pausen helfen
Unsere Konzentrationsfähigkeit verläuft in Leistungskurven, die nach etwa 40 Minuten abfallen. Spätestens dann sollte eine kurze Pause eingelegt werden. Ein wenig lässt sich die Konzentration auch trainieren. Hierfür sind nicht nur eine strukturelle Vorbereitung und das gezielte Einrichten des Arbeitsplatzes hilfreich, sondern auch Bewegung und die Ernährung. Diese sollten auch in einem Tagesplan als Punkte auftauchen.
Wichtig ist, dass man sich dadurch nicht noch zusätzlichen Stress bereitet. In einer Lernphase sollte nicht auch noch das Training für einen Marathon auf dem Programm stehen.
Realistische Einteilung
Wenn man mit Tages- und Wochenplänen arbeitet, um sich eine Struktur beim Lernen zu schaffen, dann gilt ein Zauberwort, und zwar: Realismus. Der Frust ist vorprogrammiert, wenn an einem Tag zu viele Aufgaben auf dem Zettel stehen. Lieber etwas weniger vornehmen. Ergänzen kann man ja immer noch.
Apropos „Tagesplan“: Es kann übrigens auch sehr motivierend wirken, wenn man sich nicht nur eine To-Do-Liste erstellt, sondern auch eine Not-To-Do-Liste als Instrument gegen das Prokrastinieren. Darauf könnte so etwas stehen wie „Stundenlang auf Facebook surfen“. Damit setzt man auch hinter die Dinge, die man nicht machen wollte, abends einen Haken. Sehr zufriedenstellend.
Freie Software nutzen
Es gibt inzwischen zahlreiche kostenlose Apps, die es einem ermöglichen, Tages- und Wochenpläne sowie Aufgabenlisten zu erstellen. Darüber hinaus kann man sein Smartphone oder sein Tablet auch als mobile Bibliothek nutzen. Einfach die Lernunterlagen abfotografieren. Wenn es einen dann unterwegs überkommt, kann man nochmal nachlesen.
Darüber hinaus stehen auch Add-ons oder Tools für den Computer zur Verfügung, die für eine gewünschte Zeit den Internetzugang unterbrechen. So wird man nicht von eingehenden Mails oder Chats abgelenkt. Im Gegenzug gibt es auch Software, die einen an Pausen erinnert.
Flexibel bleiben
Lernen braucht einen Antrieb, soviel steht fest. Für viele Menschen bringt zeitlicher Druck den nötigen Schub. Andere hemmt dieser Druck aber, denn oft geht mit ihm auch ein Ehrgeiz einher, der manchmal über das Ziel hinausschießt. Dann werden das Lernen und die auferlegte Struktur zur Qual.
Daher ist es wichtig, regelmäßig in sich hinein zu hören und flexibel zu bleiben. Jeder hat Tage, an denen es effektiver für Körper und Geist ist, einfach mal eine Pause einzulegen. Die Impulse, sich doch nochmal an die Bücher zu setzen, kommen dann meistens doch noch von ganz allein.
Schließlich bereitet Lernen uns durchaus auch positiven Stress; und zwar genau dann, wenn wir erste Aha-Erlebnisse haben. Es setzt nicht selten eine Euphorie des Lernens ein und der Körper setzt mehr Kräfte frei als verbraucht werden. Irgendwie ist der Mensch ja doch auch auf das Lernen ausgelegt.
Listen hilfreicher Apps und Software findet ihr hier:
Studis Online:
www.studis-online.de/Studieren/studi-apps.php
Chip.de:
www.chip.de/news/Apps-fuer-Studenten-Downloads-zum-Uni-Start_52200476.html
Spiegel:
Uni Globale:
www.uniglobale.com/i-study/unsere-10-besten-apps-zum-lernen/
Studentenstrategie.de:
www.studienstrategie.de/konzentration/produktivitat-software-fur-mehr-konzentration-beim-arbeiten/
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