Mein nächster Besuch führt mich in die Gegend zwischen Viertel und Bahnhofsvorstadt. Das unter Denkmalschutz stehende Jugendstil-Haus beeindruckt mich schon von außen. Und das geht innen so weiter: Als ich durch die Tür komme, stehe ich schon mitten in einem großen, offenen Wohnzimmer.
Wow, sogar einen Kamin gibt es. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Und durch die 3,80 Meter hohen Decken fühle ich mich ganz klein.
Die 4er-Konstellation aus Nina (29, freie Journalistin), Jennie (27, Projekt- und Accountmanagerin), Helge (32) und Sarah (31, beide Journalisten) besteht seit zwei Jahren. Eigentlich war Bewohnerin Nina auf der Suche nach einer 2er-WG. Als sie die vielversprechende Wohnungsanzeige auf www.bremen.de sah, dachte sie spontan: „Klingt zu gut, um wahr zu sein – die muss man sich wenigstens mal anschauen!“
Die Altbauwohnung mit den Stuckverzierungen hatte es der Wahlbremerin sofort angetan, 1.700 Euro Warmmiete waren dann für zwei Leute aber einfach nicht bezahlbar. Da kam ihr Jennie in den Kopf, die sie gerade beim Stadtmagazin „Bremer“, ihrem alten Arbeitgeber, kennengelernt hatte. Sie rief ihre Kollegin an – „und eine halbe Stunde später war der Mietvertrag unterschrieben“, erinnern sich die beiden.
Zwei Badezimmer, zwei Balkone
„Ich sperre mich andauernd aus, darum kann ich gar nicht alleine wohnen“, gibt Jennie zu. Die 27-Jährige kam erst vor ein paar Jahren in die Hansestadt und war froh, so direkt Anschluss zu haben. Nina machte sich Anfang 2010 als freie Journalistin selbstständig. „Ich arbeite zu 80 Prozent von zuhause aus. Alleine würde ich eingehen, da sind soziale Kontakte in der Wohnung schön“, erzählt sie.
Die beiden anderen Bewohner Helge und Sarah sind seit 10 Jahren ein Paar, wohnen aber das erste Mal unter einem Dach. Bei der Konstellation kommen den Vieren die 186 Quadratmeter zugute, außerdem gibt es zwei Badezimmer, zwei Balkone und eine große Küche. Ich bin noch immer beeindruckt von der Weitläufigkeit der Wohnung.
Ein Haushaltsschweinchen für Basics
Nina und Jennie unternehmen auch häufiger privat etwas zusammen, im Alltag gehen alle aber alleine einkaufen und kochen meist getrennt. Regelmäßige WG-Abende sind den Bremern dennoch wichtig. „Helge kocht öfters für alle, das ist fein“, findet Jennie, die eigentlich immer auswärts isst. So kommen die Vier zum Beispiel immer an Weihnachten zusammen, um zu kochen und ausgiebig zu quatschen.
Obwohl die WG mit fast 200 Quadratmetern wirklich riesig wirkt, ist sie überall sauber und aufgeräumt. Dafür muss jeder Bewohner einmal die Woche zum Putzlappen greifen. Nur der lästige Abwasch bleibt ihnen erspart – dank Spülmaschine, was für ein Luxus. Monatlich packen Nina, Jennie, Helge und Sarah 20 Euro in das Haushaltsschweinchen, um Putzzeug, Toilettenpapier und Basics für die Küche zu kaufen.
WG-Haus als Zukunftsplan
Nach über zwei Jahren des Zusammenlebens sind immer noch alle ziemlich zufrieden mit dieser Entscheidung. Nina: „Die Leute passen einfach gut. Wir hängen nicht ständig zusammen, finden es aber schön, wenn wir zusammenkommen.“ Die beiden Mädels Jennie und Nina haben auch schon eine Vorstellung, wie das in Zukunft aussehen könnte: „Wir gründen ein ganzes WG-Haus, wo wir mit unseren Familien einziehen. Und ich passe dann auf Ninas Kinder auf“, lacht Jennie. Feine Idee.
Fotos: Rike Oehlerking
Hier geht’s zur WG von Mathias und Niclas