Ob klassisches Copy-Paste, Vollplagiat oder Ghostwriting: Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten sind keine Seltenheit. Nicht nur prominente Politiker wie Karl Theodor zu Guttenberg haben es schon getan – laut einer Umfrage der Universität Leipzig hat sich auch fast jeder vierte Student schon einmal bei einer wissenschaftlichen Arbeit mit fremden Federn geschmückt.
Ob absichtlich oder unwissend – es war selten so leicht, irgendwo abzuschreiben. Doch was ist überhaupt ein Plagiat? Warum plagiieren Studierende? Und wie können Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten vermieden werden? Campus-Aktuell verrät es euch.
Was ist ein Plagiat?
„Ein Plagiat liegt vor, wenn Textpassagen oder Gedanken von anderen übernommen werden, ohne dass dies angegeben oder gekennzeichnet wird“, erläutert Dr. Uwe Spörl, Germanist und Studiendekan an der Universität Bremen im Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften. „Wer in seinen Text fremden Text integriert, so ist dies als Zitat zu markieren und seine Herkunft den bibliographischen Standards des Faches entsprechend zu belegen.“ Im Klartext heißt das: Wenn ihr in Eurem Text auf Inhalte oder Gedanken aus anderen Texten Bezug nehmt, müsst ihr die Quelle angeben – das gilt sowohl für gedruckte als auch online zugängliche Texte.
Welche Formen gibt es?
Neben der Übernahme von Passagen aus fremden Texten gibt es noch weitere Formen, die als Plagiate angesehen werden. Dazu zählt beispielsweise auch das Ghostwriting, bei dem eine dritte Person beauftragt wird, unter Eurem Namen eine Arbeit zu erstellen. Auch die eigene Arbeit für verschiedene Prüfungen einzureichen, fällt unter das Plagiieren. Um festzustellen, ob ein Plagiat vorliegt, sind viele Universität dazu übergegangen, elektronische Programme für die Überprüfung zu nutzen. Aber auch Professoren oder Betreuer werden manchmal ganz ohne technische Hilfe schon beim Lesen hellhörig – vor allem dann, wenn Stilbrüche vorliegen, holprige Übergänge zu finden sind oder auch Argumentationen, die deutlich über das im Studium Erlernte hinausgehen.
Warum passieren Plagiate?
Aus Sicht von Dr. Uwe Spörl könnte ein Grund die Fehleinschätzung sein, dass Studierende in wissenschaftlichen Arbeiten ausschließlich auf die Wiedergabe von bereits Gedachtem, Formuliertem oder Veröffentlichtem angewiesen seien. „Eigenständige, von Ihnen selbst entwickelte Gedanken, Argumente und Formulierungen sind in Studienarbeiten aber durchaus erwünscht, bis zu einem gewissen Grad sogar gefordert“, betont der Experte. „Und bei von Ihnen selbst Entwickeltem droht natürlich kein Plagiat.“ Auch die Hoffnung, gar nicht erst aufzufliegen könnte für Spörl ein Grund sein, warum Studierende plagiieren. „Das ist eine Fehleinschätzung: Ohne und mit computertechnischer Unterstützung ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein vorliegendes Plagiat auch entdeckt wird“, betont Spörl.
Wie kann ich Plagiate vermeiden?
„Informieren Sie sich im Zweifel bei dem Betreuer ihrer schriftlichen Arbeit über die Standards und Gepflogenheiten im betreffenden Studienfach“, rät Spörl, der an der Universität Bremen als Gutachter von Haus- und Abschlussarbeiten tätig ist. Um Plagiate in wissenschaftlichen Arbeiten zu vermeiden, solltet ihr auf ein paar wichtige Regeln achten:
Aus dem Original zitieren: Auch wenn ein wissenschaftlicher Text aus dem englischen Original ins Deutsche übersetzt wurde, solltet ihr immer mit beiden Publikationen arbeiten. Denn nur im Original könnt ihr auch den Kontext richtig beurteilen.
Zitate kenntlichmachen: Wörtliche Zitate sollten auch mit entsprechenden Anführungszeichen gekennzeichnet werden. Bei indirekten Zitaten wird der Konjunktiv verwendet.
Die Quelle des Zitates nennen: Unabhängig davon, ob ihr Zitate wörtlich oder indirekt verwendet – die Angabe der Quelle muss entweder in Klammern direkt im Text oder als Fußnote am Ende der Seite stehen.
Wörtliche Zitate exakt übernehmen: Auch wenn Zitate beispielsweise nicht mehr der aktuellen Rechtschreibung entsprechen, dürfen sie nicht umformuliert werden.
Veränderte Zitate kenntlichmachen: Verkürzt ihr beispielsweise ein Zitat, müsst ihr das Ausgelassene durch eckige Klammern kennzeichnen.