Wenn ich jemandem erzähle, dass ich in der Neustadt wohne, kommt häufig die Reaktion: „Ah, auf der falschen Weserseite also.“ Da ich in diesem Stadtteil geboren und aufgewachsen bin, überrascht mich die Bezeichnung „falsch“ immer wieder.

Auch wenn die meisten sie wohl als Scherz meinen, ist irgendwie etwas dran an dem Gefühl, dass die Weser diese Stadt in zwei Hälften teilt. Während es jedoch vor ein paar Jahren noch völlig normal war, dass man sich mit Freunden zum Essen, Feiern oder Tanzen auf der anderen Seite der Weser traf, kommen die Leute heute gerne auch in die Neustadt rüber. Kein Wunder, denn der Stadtteil hat sich in den letzten Jahren zum Szeneviertel gemausert. Ich verrate euch, warum es sich lohnt, hier zu wohnen – oder zumindest mal auf ein Bierchen vorbeizukommen.

Alternativer Weihnachtsmarkt mit Kleinkunst und Konzerten

Überquert man mit dem Fahrrad oder der Straßenbahn die Wilhelm-Kaisen-Brücke, ist man bereits mitten drin im Geschehen. An der Ecke zur Westerstraße befindet sich das PAPP, eine Mischung aus Kneipe und Bar. Hier kann man am Wochenende die Werderspiele verfolgen, lokalen und internationalen Bands lauschen oder einfach nur einen Drink zu sich nehmen. Wer dem Trubel in der Innenstadt entgehen möchte, der findet mit Lichter der Neustadt vom 6. bis zum 22. Dezember auch einen kleinen alternativen Weihnachtsmarkt. Dieser lockt besonders mit Konzerten, Kleinkunst und Straßentheater. Auf der anderen Seite, direkt gegenüber vom PAPP, blickt man auf das Naherholungsgebiet der Neustadt – den Werdersee. Das Nebengewässer der Weser ist für mich oft Ruhepol, wenn ich dort mit meinem Hund spazieren gehe, eine Radtour mache oder einfach nur aufs Wasser schaue.

Die Mischung aus guten Drinks und Clubprogramm im PAPP kommt nicht nur bei den Neustädtern richtig gut an – DJs wechseln sich hier mit lokalen und internationalen Bands ab. (c) PAPP

Etwa auf der Mitte der Friedrich-Ebert-Straße an der Ecke Neustadtscontrescarpe befindet das kleine Atelier der Modedesignerin Viktoria Theoharova. Mit ihrer Marke Huddy fertigt die Bremerin kuschelige Pullover, die ihr euch nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen könnt. Großen Wert legt die Jungunternehmerin dabei auf hochwertige, fair gehandelte Stoffe und eine nachhaltige Produktion. Von Victorias Atelier ist es nur einen Katzensprung ist die Neustadtswallanlagen. Hier kann man bei gutem Wetter die Sonne auf der großen Wiese genießen oder sich den Beachvolleyballspielern für ein Match im Sand anschließen. Jetzt zur nassen und kalten Jahreszeit kann ich euch das im Park gelegene Südbad empfehlen, wo man sich wunderbar im kühlen Nass auspowern oder einfach in der Sauna entspannen kann. Ganz in der Nähe befindet sich die Diskothek Modernes. Am Wochenende tummeln sich hier zahlreiche junge Leute zum Tanzen und Feiern. Hin und wieder dient das Modernes auch als Location für Konzerte.

In ihrem kleinen Atelier fertigt Viktoria Theoharova maßgeschneiderte Pullis (c) Insa Lohmann

Regionale Lebensmittel vom Wochenmarkt

Auch kulinarisch hat die Neustadt einiges zu bieten. Besonders gerne gehe ich ins Radieschen im Buntentorsteinweg. Dort serviert Eva-Maria Oelker zu den Kaffeespezialitäten ihren hausgemachten Kuchen, der überwiegend aus Biozutaten besteht. Burger-Fans sollten unbedingt die Kreationen – darunter auch viele vegetarische – bei Gatsby Burger probieren. Der Laden ist zwar sehr klein und etwas laut, aber auf jeden Fall einen Besuch wert.

Im Radieschen kombiniert Eva-Maria Oelker Kaffeespezialitäten mit hausgemachtem Kuchen (c) Insa Lohmann
Ein kleines Paradies für Burger-Fans – die Kreationen von Gatsby-Burger (c) Insa Lohmann

In der Pappelstraße, die als inoffizielles Zentrum des Stadtteils gilt, gibt es viele kleine Cafés und Restaurants, in denen man gemütlich sitzen und essen kann. Mein Lieblingsplatz ist das 2016 eröffnete YellowBird Coffee, da es – egal ob zum Frühstück oder auf ein Stück Kuchen – immer passt. Montags, mittwochs, donnerstags, freitags und samstags findet auf dem Delmemarkt ein kleiner Wochenmarkt statt, auf dem man viele regionale Lebensmittel bekommt. Neben Obst und Gemüse, Fleisch sowie verschiedene Apfelsorten steht hier auch das Bremer Straßencafé von Thorsten Imbusch regelmäßig und bietet Gelegenheit für einen guten Kaffee zwischendurch. Direkt gegenüber vom Delmemarkt befindet sich das Naturwerk von Yvonne Berends. Dort bekommt ihr pflanzliche und zertifizierte Kosmetik wie Gesichtscremes, Massageöle und Seifen.

Das 2016 eröffnete YellowBird Coffee zählt zu den Lieblingsplätzen unserer Autorin (c) Insa Lohmann
Wer den Wochenmarkt auf dem Delmemarkt besucht, sollte bei Thorsten Imbusch eine kleine Kaffeepause einlegen (c) Insa Lohmann

Nicht zuletzt hat die Neustadt natürlich auch für Kulturfans einiges zu bieten. Direkt an den Werdersee grenzt beispielsweise die Schwankhalle, ein Veranstaltungsort für Darstellende Kunst und Musik. Auch mehrtägige Theaterfestivals werden hier veranstaltet. Lohnenswert ist zudem ein Besuch des Schnürschuhtheaters. Dieses befindet sich nur ein paar Meter weiter und bietet eine interessante Auswahl an Improvisationstheater. Hier läuft aktuell beispielsweise das Stück „Neue Vahr Süd“.

Jetzt seid ihr an der Reihe: Habt ihr einen Lieblingsort in der Neustadt?


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