Die meisten Studierenden hören erst nach dem erfolgreichen Abschluss, was Personalchefs von ihren Bemühungen halten – nämlich dann, wenn sie sich auf einen Job bewerben. Ich habe Bremer Personal-Entscheidungsträger daher gefragt, was sie Studierenden schon vorher mit auf den Weg geben würden. Worauf sollte man bei der Gestaltung seiner Studienzeit achten?   Oliver Bartelt, Unternehmenssprecher […]

Die meisten Studierenden hören erst nach dem erfolgreichen Abschluss, was Personalchefs von ihren Bemühungen halten – nämlich dann, wenn sie sich auf einen Job bewerben. Ich habe Bremer Personal-Entscheidungsträger daher gefragt, was sie Studierenden schon vorher mit auf den Weg geben würden. Worauf sollte man bei der Gestaltung seiner Studienzeit achten?

 

Oliver Bartelt, Unternehmenssprecher von AB InBev in Bremen:

Oliver Bartelt.
Oliver Bartelt.

Was wir immer sagen ist, dass man auch mal über den Tellerrand hinausschauen soll, ein Auslandspraktikum in Angriff nehmen soll und auch in die Dinge reinschauen, die auf den ersten Blick nicht so aussehen, als wären sie zwangsläufig für den Lebenslauf relevant. Uns ist wichtig, dass jemand erklären kann, warum er was gemacht hat. Ein großes Spektrum an Interessen ist das A und O, um hier Fuß fassen zu können.

Katrin Dünow, Personnel Recruiting von ArcelorMittal in Bremen:

Für uns ist auffällig, dass Absolventen, die vorher schon als Praktikanten oder Werkstudenten tätig waren, einen leichteren Start haben als Studenten, die noch keine praktischen Erfahrungen haben.

Mike Kamphuis, Recruiting Manager, Siemens Nord:

Ich würde mir wünschen, dass man sich Gedanken darüber macht, wo man hinwill, bei welchem Unternehmen man was machen will und was die Einstiegsbereiche sein könnten. Ich weiß, dass das schwer ist, weil Siemens ein sehr großes Unternehmen ist, aber das wäre mir wichtig.

Natürlich ist es auch von Vorteil, wenn man ein, zwei Praktika während des Studiums gemacht hat. Mehr als zwei sind ja bei dem eng gestrickten Studium gar nicht möglich. Eine Werksstudententätigkeit ist genauso zu bewerten. Das Thema Auslandsaufenthalt ist schon wichtig, wenn man später auch im internationalen Bereich etwas machen möchte.

Man sollte frühzeitig die Fühler ausstrecken in die Praxis. Es geht nicht nur darum, Fähigkeiten zu erwerben, sondern um einen Nachweis der Teamfähigkeit und überhaupt erst mal Gesicht zu zeigen im Unternehmen. Wenn Sie hier nachfragen, die meisten Kollegen haben während des Studiums schon bei Siemens gearbeitet, d.h. sie haben ihre Einstiegsabteilung schon gekannt und wurden von da angefordert.

Stefan Meyer, Leiter Personaldisposition der Sparkasse Bremen:

Es ist sehr von Vorteil, während der Studienzeit praktische Erfahrungen zu sammeln; in Form von Praktika oder auch durch die Ausübung eines Nebenjobs. Dadurch ergeben sich nicht nur erste Einblicke, es werden auch die Chancen auf einen gelungenen Berufsstart nach dem Studium gesteigert. Eine Berufsausbildung als Bankkauffrau/-mann vor dem Studium ist für uns dann ideal.

Eine praxisorientierte Abschlussarbeit im späteren Wunschbereich weckt insbesondere das Interesse bei dem Leiter/ der Leiterin der Fachabteilung und verschafft gegenüber anderen Bewerbern deutliche Vorteile.

Werden dann noch gute Noten mitgebracht, wird auch das Engagement und die Leistungsfähigkeit unterstrichen.

Ein Bachelor-Abschluss ist für die Sparkasse Bremen eine gute Start-Qualifikation.

Professor Dr. Bernd Scholz-Reiter, Direktor des Bremer Instituts für Produktion und Logistik GmbH sowie designierter Rektor der Universität Bremen:

Ich würde nach der eigenen Interessenlage die eine oder andere Lehrveranstaltung besuchen, die nicht zum eigentlichen Curriculum gehört. Ich würde mich auch international orientieren, über Praktika oder einzelne Fächer, über Projekte, an denen ich mitarbeiten kann. Es ist sinnvoll, neben dem Studium als studentischer Mitarbeiter zu arbeiten, weil das den Horizont – und das Portemonnaie – erweitert und weil sich viele Optionen dadurch ergeben, die man als normaler Student nicht hat.

Ich würde auch versuchen, da Synergieeffekte zu erzeugen, d.h.  in dem Projekt, wo ich mitarbeite, auch meine Bachelor- oder Masterarbeit zu schreiben. Das Ergebnis ist dann besser und wird entsprechend besser benotet. Die Projekte sind dann auch erfolgreicher. Man kann es auch gut schaffen, dabei die maximale wöchentliche Stundenzahl – 17 – als studentischer Mitarbeiter zu arbeiten.

Praktika muss man auch machen, aber nur die, die vorgeschrieben sind. Ich würde also nicht ein halbes Jahr vor dem Ende des Studiums noch ein halbes Jahr ein Praktikum machen, um meine Berufschancen zu erhöhen, nur weil die Stellenanzeigen es so wollen.

Foto: InBev


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