Mit einer radikalen Umstellung von Energie, Verkehr, Städtebau und Technologien die Welt retten und gleichzeitig für Wohlstand sorgen? Hat Ralf Fücks die Quadratur des Kreises entdeckt? Wir haben sein neues Buch gelesen…

"Intelligent Wachsen - Die grüne Revolution" von Ralf Fücks
„Intelligent Wachsen – Die grüne Revolution“ von Ralf Fücks

Nach der Wirtschaftskrise ruft alle Welt nach Wachstum. Doch die ökologischen Warnsignale sind mehr als deutlich: Klimawandel, Wasserkrise und Ressourcenknappheit – kann es unter diesen Bedingungen überhaupt weiterhin Wirtschaftswachstum geben?

 

Eine angenehm differenzierte Antwort und Auseinandersetzung mit dieser Frage liefert der ehemalige Bremer Umweltsenator Ralf Fücks mit seinem Buch „Intelligentes Wachsen – Die grüne Revolution“. Auf 362 Seiten widmet sich Fücks, der seit 1996 Vorstandsmitglied der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung ist, vielfältigen Themen wie Treibstoffen, ökologischem Landbau, Energiewende sowie dem Ansatz einer postfossilen Stadt. Der Autor zeigt Wege und Möglichkeiten in eine neue, ökologische Moderne auf und fordert gleichzeitig von Politikern und Gesellschaft eine „grüne Transformation“ – ein Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit.

 

Die Idee des Ökonomiewissenschaftlers: Die Kombination einer radikalen Umstellung von Energie, Verkehr, Städtebau und hochentwickelten Technologien führe zu Wohlstand für bald 9 Milliarden Menschen auf dieser Erde und schone zugleich die natürlichen Ressourcen. Ökologie und Wohlstand müssen sich also keinesfalls im Weg stehen – Fücks selbst ist schließlich alles andere als ein Wachstumsgegner. Auf seiner Facebook-Seite schrieb er neulich: „Reduzieren müssen wir Emissionen und Umweltverbrauch, nicht den Lebensstandard der Gesellschaft. Es geht um Wachsen mit der Natur statt auf Kosten der Natur.“

 

Wie diese „grüne Transformation“ konkret aussehen kann, weiß Fücks sehr genau: In zehn Kapiteln liefert er detailreich und gut verständlich Grundlagen für seinen Ansatz des „intelligenten Wachstums“. Seine Forderungen: analog zur Notenbank eine Klimabank, Stromspeicher, die das flukturierende Aufkommen von Wind- und Solarstrom auffangen, sowie den verbleibenden Bedarf an Strom, Wärme und Transportenergie auf erneuerbare Quellen umzustellen.

 

Fücks ist optimistisch und konstruktiv in seiner Argumentation: Er ist sich unserer globalen Probleme bewusst und dennoch verzichtet er in seiner Lektüre auf Weltuntergangsstimmung. In einem Interview mit der WELT sagte Fücks: „Es geht in dem Buch um diese Zuversicht, dass man die Dinge zum Besseren wenden kann – angelehnt an den berühmten Luther-Satz: ‚Selbst wenn die Welt morgen unterginge, werde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen‘.“

 

Die Ideen von Fücks‘ „grüner Revolution“ sind gewiss nicht alle revolutionär. Vieles predigen Grünen-Politiker und Nachhaltigkeitsexperten schon länger, dennoch fasst das Buch die wichtigsten Aussagen verständlich und überzeugend zusammen. Mit seinem Plädoyer für einen „Öko-Kapitalismus“ findet Ralf Fücks die Goldene Mitte für einen künftigen Diskurs zu dem Thema.

 

Ralf Fücks „Intelligent Wachsen – Die grüne Revolution“

Erschienen im Carl Hanser Verlag, München 2013

Gebunden, 362 Seiten, 22,90 Euro


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