Wie fühlt sich das an, plötzlich keine Studentin mehr zu sein? Die frischgebackene Berufsanfängerin Nadine über ihren Schritt von der Theorie in die berufliche Praxis.

Nadine arbeitet gerne draußen an der frischen Luft. Im Winter darf sie dabei nicht zimperlich sein. Foto: Lohmann
Nadine arbeitet gerne draußen an der frischen Luft. Im Winter darf sie dabei nicht zimperlich sein. Foto: Lohmann

 

Und plötzlich ist alles anders: Wenn junge Akademiker in den Beruf starten, verändert sich der Alltag. Auf einmal hat man Geld, aber keine Freizeit. Für Partys ist man zu müde, die Freunde sieht man oft nur noch bei Facebook. Drei Berufsstarter haben mir erzählt, was das Arbeitsleben anrichtet, wie es ihre Persönlichkeit beeinflusst hat und was sich seitdem verändert hat.

 

Abi: 2006

 

Studium: Geschichte und Sozialwissenschaften an der Uni Oldenburg, ein Urlaubssemester, Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt Sozialpädagogik in Osnabrück

 

Mein Alltag: Teamsitzungen, Unternehmungen mit Jugendgruppen, Sorgen aufgreifen

 

Mein Arbeitspensum: 34 Stunden pro Woche

 

Grund für die Berufswahl: mein Urlaubssemester im Freizeitzentrum, die Aussage meines Lieblingsdozenten („Ich sehe dich in der Jugendarbeit“)

 

 

Nadine, 27, ist Streetworkerin in Bremen-Nord und arbeitet gern. Ihre Termine liegen oft in den Abendstunden – für Unternehmungen mit Freunden muss sie immer wieder ihre Energiereserven mobilisieren.

 

„Das ist jetzt mein zweiter Winter als Streetworkerin. Ich finde es toll, mit den Jugendlichen zu arbeiten und viel draußen zu sein – aber bei schlechtem Wetter muss ich mich immer wieder motivieren. Die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit fällt mir oft sehr schwer. Viele Termine liegen in den Abendstunden, da braucht man ein verständnisvolles Umfeld. Ich habe einen ganz anderen Rhythmus als meine Freunde, versuche mich trotzdem immer noch aufzuraffen und etwas zu unternehmen.

 

Jeder Tag auf der Arbeit ist wieder anders, das erfordert ständige Flexibilität. Der Kontakt und das Feedback der Jugendlichen machen mir Mut und bestätigen mich darin, dass ich die richtige Berufswahl getroffen habe. Wenn eines der Kids zu mir sagt: ‚Das war richtig klasse heute‘, weiß ich, warum ich das mache. Motivieren tun mich auch andere Kollegen aus Freizeitheimen, die schon länger dabei sind. Die haben eigentlich immer ein offenes Ohr für mich und wir machen unsere persönliche Supervision.

 

Seit ich arbeite, habe ich viel über mich selbst gelernt, auch über meine Grenzen. Ich genieße es, mein eigenes Geld zu verdienen und das erste Mal alleine zu wohnen. Außerdem kann ich das Gehalt hin und wieder in meine Leidenschaft für Sneakers investieren. Leider bleibt am Ende doch zu wenig Zeit, um das Geld für Freizeitaktivitäten auszugeben.

 

Meine Freunde sagen, dass ich öfter an mich selbst denken soll. Manchmal muss ich mich tatsächlich daran erinnern, dass ich nicht ständig zur Verfügung stehe, sondern noch ein Privatleben habe. Ich muss richtig lernen abends abzuschalten. Es ist schwierig die Schicksale der Jugendlichen nicht zu nah an sich heran zu lassen, denn es sind krasse Geschichten dabei. Am Anfang will man alles richtig machen und überall gleichzeitig sein, aber man muss Grenzen ziehen. Daran arbeite ich.“

 

In Teil 2 lest ihr, wie es Sven mit der Raumplanung erging.

Und in Teil 3 berichtet dann Elena von ihrem Referendariat.

 

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