Querdenker gesucht – Du hast Vorschläge wie man die Stadt von morgen gestalten könnte? Das Kraftwerk City Accelerator Bremen prämiert innovative Ideen und fördert Gründer bei ihrer Umsetzung.
Nicht jede Portion Pommes, die einem serviert wird, lässt sich auf Anhieb als organisches Material identifizieren – manche Variationen könnten auch als Nebenprodukte aus der Ölindustrie durchgehen. Aber auch wenn alles mit rechten Dingen zugeht und die Zutaten komplett pflanzlichen Ursprungs sind, stellt die umweltfreundliche Entsorgung der Essensreste eine Herausforderung dar: Auf den Kompost gehören sie nicht, selbst wenn man einen Garten besitzt und somit über diese Option verfügt, denn sie verrotten zu langsam und werden von der gesamten Rattenpopulation der Umgebung als herzliche Dinner-Einladung verstanden.
Die Kompostierung von Essensresten ist daher eines der Probleme, mit denen sich die erste Generation von Unternehmensgründern im neuen „Kraftwerk City Accelerator Bremen“ befasst. Im ehemaligen Postamt 5 direkt neben den Hauptbahnhof arbeiten internationale Gründerteams an neuen Ideen in den Bereichen Energie, Transport und Entsorgung. Unterstützt werden sie dabei von der SWB AG, die sich Impulse für das eigene Geschäft verspricht. Gemeinsames Ziel aller Beteiligten: Bausteine für eine bessere Stadt entwickeln – und damit Geld verdienen.
Dem Pommes-Problem hat sich beispielsweise Brian Molony aus Irland mit seinem Start-up „Biofinch“ gewidmet. Sein Komposter ermöglicht die Kompostierung von Bioabfällen aller Art – auch wenn sie gekocht, frittiert oder sonstwie zubereitet wurden. Bei dem Gerät handelt es sich um eine Kiste, in der es so heiß wird, dass auch Essensreste problemlos zu Erde zerfallen. Das Gerät soll sich sogar für Stadtbewohner ohne eigenen Garten eignen: Der Komposter stinkt nicht und die Ratten kommen auch nicht an den Abfall heran. Die Idee dafür entstand übrigens in einer irischen Fish-and-chips-Bude, deren Betreiber sich fragte, wie er die Reste umweltfreundlich entsorgen kann.
Ideen von Gründern aus aller Welt gesucht
„Unser Ziel war es, Innovationen von außen ins Haus zu holen“, erklärt Heinrich Schröder, der das „Kraftwerk“ für die SWB aufgebaut hat und nun leitet. Zwar habe das Unternehmen auch interne Innovationsinitiativen, aber jetzt gehe es darum, zusätzliche Impulse von Gründern aus aller Welt aufzunehmen. Um diesen Prozess erfolgreich zu gestalten, sei ein standardisiertes Programm entwickelt worden, das im Wesentlichen auf drei Säulen basiert:
- Förderung im Accelerator
Der Accelerator beschleunigt die Entwicklung von Start-ups, indem er neben finanzieller Unterstützung auch Coaching, Weiterbildungen und Kontakte zu Experten anbietet.
- Kreative Arbeitsatmosphäre
Die ausgewählten Start-ups siedeln sich größtenteils für ein Jahr im Postamt 5 an, wo sie intensiv miteinander in Kontakt kommen. Um das kreative Potenzial weiter zu steigern, vermietet das Kraftwerk auch Coworking Space – also einzelne Arbeitsplätze zu günstigen und flexiblen Konditionen – an weitere Interessenten.
- Inkubatorprogramm
Im Inkubator werden Unternehmen ausgebrütet, die schon einen Schritt weiter sind als die ganz jungen Start-ups. Hier hilft das Kraftwerk beispielsweise bei der Erschließung des Marktes oder bei der Entwicklung von Prototypen.
„Smart Tech Trophy“ als Motivation für Bewerbungen
Um möglichst viele gute Bewerbungen zu bekommen, wurde zunächst ein Wettbewerb durchgeführt, in dem Interessenten ihre Ideen vorstellen und Preisgelder in Höhe von 4500 Euro gewinnen konnten. An dieser „Smart Tech Trophy“ nahmen mehr als 40 Teams aus Europa, Afrika und Nordamerika teil.
Als Sieger wurden die international besetzten „Food Heroes“ aus London gekürt, deren Mitglieder ursprünglich aus Polen, den Philippinen, Schweden und der Tschechischen Republik stammen. Sie wollen Trockenpulver aus Obst- und Gemüseresten herstellen. Die zweit- und drittplatzierten Start-ups bewegen sich in den Bereichen Windenergie und Elektromobilität.
Im Anschluss an den Wettbewerb nahmen die SWB-Vertreter konkrete Gespräche mit zwölf Start-ups auf. Die Ersten zogen im März in das „Kraftwerk“ ein und wollen ihr Unternehmen nun in Bremen aufbauen. Eine Gründung in Bremen ist allerdings nicht der entscheidende Faktor für die Aufnahme ins Programm. „Wir wollen die Region stärken, aber wenn ein anderer Standort gewählt wird, ist das kein Ausschlusskriterium“, so Schröder. Im Gegenzug für die Unterstützung erhält die SWB zehn Prozent der Unternehmensanteile.
Weitere Informationen:
Ihr habt ein Start-up gegründet, aber in einer anderen als den o.g. Branchen?
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