Wir haben uns mal alternativen zu den dominanten Zahlungsmitteln wie Dollar, Euro oder Yuan angesehen. Was hat es zum Beispiel auf sich mit den Bitcoins, dem „Bremer Roland“ oder auch den Liberty Dollars?

Der US-amerikanische Dollar ist die Leitwährung der Welt, auch wenn einige gerne den Euro oder den chinesischen Yuan in dieser Position erleben würden. Andere sehen dagegen schon das Ende des Euro gekommen. Wieder andere haben einfach ihre eigene Währung geschaffen – und das (meistens) legal. Wie funktioniert das? Was hat es mit der Regionalwährung „Bremer Roland“ auf sich? Und wo kann man mit Zeit statt mit Geld bezahlen? Ein Überblick über verschiedene Geldsysteme abseits der offiziellen Währungen:

Bitcoins

Bitcoins sind eine neuartige Entwicklung in der Geldgeschichte, weil sie nur digital existieren. Jeder Bitcoin ist durch einen einzigartigen Code gekennzeichnet. Diese Codes sind so lang und komplex, dass es für herkömmliche Computer unmöglich ist, sie selbst zu schreiben. Erst durch die Vernetzung von vielen Computern über Open-Source-Netzwerke werden Bitcoins „geschaffen“.

Bitcoins haben wie Euro und Dollar in sich keinen Wert, dieser wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Derzeit gibt es ca. 7 Millionen Bitcoin-Einheiten und sie werden vor allem von kreativen Digital Natives und sozialen Einrichtungen mit starker Internetpräsenz genutzt. In den USA und Deutschland gibt es Rufe nach einem Verbot der Währung, allerdings ist es schwierig dagegen vorzugehen, solange Dienstleister und Geschäfte sie als Bezahlung akzeptieren.

Liberty Dollar

Der Liberty Dollar wurde 1998 von der Firma Liberty Services in Evansville, Indiana (USA) entwickelt und war bis 2009 im Umlauf. Das Prinzip des Liberty Dollar war relativ simpel: Jeder, der Liberty Dollars haben wollte, konnte sie gegen reguläre US-Dollars bei Liberty Services erwerben.

Die ausgegebenen Münzen waren in Silber (und später auch aus Gold und Kupfer) geprägt und wurden in einigen Geschäften als Zahlungsmittel angenommen. Eine Silbermünze mit einem Gewicht von einer Feinunze (ca. 31g) hatte einen Wert von 20 Liberty Dollars, eine Goldmünze mit dem gleichen Gewicht einen Wert von 1000 Liberty Dollars. Der Gegenwert in US-Dollar war dadurch immer von den aktuellen Marktpreisen von Silber und Gold abhängig. Es wurden auch Geldscheine ausgegeben, die den normalen US-Dollar-Scheinen bis auf die Farbe sehr ähnlich sahen. Diese konnte man bei einer Liberty-Dollar-Ausgabestelle jederzeit gegen Silber oder Gold eintauschen.

2009 wurde der Firma Liberty Services die Ausgabe von Liberty Dollars verboten, alle vorgefundenen Scheine und Münzen konfisziert und ihr Gründer Bernhard von NotHaus verhaftet. Eine Klägerin nannte den Liberty Dollar sogar „eine einzigartige Form des inländischen Terrorismus“. Bereits 2007 wurden bei einer Razzia große Mengen Gold- uns Silbermünzen konfisziert. Von NotHaus wurde im März 2011 zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.

Vom FBI konfisziert: der Liberty Dollar
Vom FBI konfisziert: der Liberty Dollar

Chiemgauer

Der Chiemgauer wurde 2003 im Rahmen eines Schülerprojektes entwickelt und gehört zu den sogenannten Regiogeldern, d.h. er kann nur von Mitgliedern des Vereins Chiemgauer e.V. und nur in dieser Region eingesetzt werden. Diese Idee ist Prinzip, denn man versucht so, den Ausfluss von Kapital aus einer Region zu verhindern, um Arbeitsplätze zu erhalten und die regionale Wirtschaft zu stärken.

Der Wert des Chiemgauer ist an den Euro gekoppelt, d.h. ein Chiemgauer entspricht exakt einem Euro. Allerdings hat der Chiemgauer eine weitere Besonderheit, die er mit vielen Regiogeldern teilt: Er ist ein Schwundgeld, d.h. er verliert regelmäßig an Wert (jährlich 8 Prozent). Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Menschen den Chiemgauer horten oder sparen. Sie sollen ihn so schnell wie möglich ausgeben. Auch dies soll die lokale Wirtschaft unterstützen.

Der Chiemgauer ist das am weitesten verbreitete Regiogeld in Deutschland mit 565 Mitgliedsunternehmen und über 3000 Privatmitgliedern. Der jährliche Umsatz liegt bei rund fünf Millionen Chiemgauern/Euro.

Bremer Roland

Der Bremer Roland ist wie der Chiemgauer eine deutsche Regionalwährung, die allerdings längst nicht so verbreitet ist. Lediglich 120 Mitglieder hat der Verein, der nicht nur die Währung ausgibt, sondern auch Kredite für seine Mitglieder bereitstellt. Im Gegensatz zum Chiemgauer gibt es vom Roland aber keine zahlenmäßig festgelegten Scheine, sondern ein Schecksystem. Jedes Mal, wenn mit dem Roland bezahlt wird, muss der entsprechende Betrag eingetragen werden.

Jedoch gilt auch hier, dass ein Roland exakt einem Euro entspricht. Auch den regelmäßigen Wertverlust teilt sich der Roland mit dem Chiemgauer. Allerdings beträgt er hier 12 Prozent im Jahr (monatlich ein Prozent).

Comunitats

Das Spanische geldähnliche System Comunitats ist vielleicht das interessanteste von allen, weil es den Tauschhandel nicht mehr auf Basis von Leistungen und Gütern bemisst, sondern als ultimativen Wert die Zeit hat. Jeder, der mitmachen will, meldet sich mit seinem Facebook-Konto an und bietet beliebige Dienstleistungen an. Je nachdem, wie lange die Verrichtung dieser Dienstleistung dauert, desto mehr „Zeit“ in Form von digitalen Stunden bekommt er von seinem Kunden gutgeschrieben. Das ist sinnvoll, weil so jeder das tut, was er am besten und am schnellsten kann, weil er ja seine Zeit so effizient wie möglich nutzen und anbieten will.


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