Ob maßgeschneiderte Möbel, Weine von jungen Winzern oder buntes Zubehör rund um Sofortbildkameras: Im Citylab in der Bremer Innenstadt haben Start-ups, Gründer und Unternehmer aus der Region in den vergangenen knapp zwei Jahren ihre Geschäftsideen getestet. Für einige von ihnen ist mit dem Jahreswechsel Schluss. Ich habe mich im ehemaligen Lloydhof umgeschaut, welche Gründer sich dort niedergelassen haben und wie es für sie nach dem Jahreswechsel weitergeht.

Vanessa Just steckt mitten im Weihnachtsgeschäft. Als ich die junge Frau in ihrem Geschäft „Nur Manufaktur“ antreffe, bekommt sie gerade schokoladigen Nachschub. Konditormeister Nick van Heyningen ist zu Besuch, um die Unternehmerin mit seinen selbstgemachten Pralinen und Schokoladentafeln zu beliefern. Vanessa hat ein Herz für Handgefertigtes. Bei ihrem Sortiment setzt die 28-Jährige vor allem auf außergewöhnliche und handgefertigte Produkte kleiner Manufakturen. Während sie online handgefertigte Köstlichkeiten aus ganz Deutschland verkauft, hat die Gründerin in ihrem Geschäft im Citylab vor allem Bremer Produkte in den Regalen stehen: Kaffee aus der Überseestadt, BBQ-Saucen aus der Neustadt, zertifizierter Bio-Tee, upgecycelte Wohnaccessoires oder selbstgemachte Handtaschen.

Ein neuer Ort für die „Nur Manufaktur“

Nur Manufaktur: „Ich weiß nun, dass meine Geschäftsidee funktioniert“, sagt Vanessa Just von der „Nur Manufaktur“. Für die 28-Jährige geht es daher ab Mitte Dezember in der Bischofsnadel weiter. WFB/ Frank Pusch

Mit der Selbstständigkeit liebäugelte die Bremerin schon während des Marketing-Studiums. Den Ausschlag gab ein kurzer Abstecher zu einem Onlineshop-Start-up aus dem Lebensmittelbereich. „Kleine leckere Sachen – das fand ich toll“, erinnert sich Vanessa. Und so wurde die Idee ihrer „Nur Manufaktur“ immer konkreter – ein Geschäft, das den Herstellern den Aufwand abnimmt und Kunden eine Anlaufstelle bietet. „Mein Ziel war es, das bessere DaWanda zu werden“, sagt Vanessa über ihre Geschäftsidee. Vergangenes Jahr nahm die Gründerin an dem Ideenwettbewerb Campusideen teil und belegte in der Kategorie Businesspläne den zweiten Platz. Vanessa erhielt von der Sparkasse Bremen, die den Wettbewerb sponsert, einen Scheck über 2.000 Euro. „Die kamen mir sehr gelegen“, sagt die Jungunternehmerin. Mit dem Geld konnte sie einen größeren Weihnachtsauftrag finanzieren, bei dem sie zunächst in Vorleistung gehen musste.

Eine kleine Auswahl ihrer Produkte findet man derzeit auch in der Katharinenpassage, wo Vanessa gemeinsam mit dem Bremer Start-up Reishunger sowie mit der Illustratorin Tini Emde einen Pop-up-Store eröffnet hat. Ihre Zeit im Citylab neigt sich hingegen dem Ende zu. Ende Dezember schließt die Bremerin hier ihre „Nur Manufaktur“. Das Zwischennutzungskonzept hat sie vor allem als Bereicherung für die Innenstadt empfunden. „Zudem weiß ich jetzt, dass meine Geschäftsidee funktionieren kann“, sagt die 28-Jährige. Deswegen geht es für die Gründerin künftig an anderer Stelle weiter: Vanessa eröffnet am 14. Dezember in der Bischofsnadel ein neues Geschäft, das sie sich mit Möbelkonstrukteur Claas Stefes und Sneaker-Designer Malte Blank teilt – den sie übrigens aus dem Citylab kennt.

Eine Heimat für junge Winzer

Weinheimat: Katharina Borgmann bleibt mit ihrer „Weinheimat“ noch bis zum Frühjahr oder Sommer 2018. Danach will sie für ihr Geschäft einen neuen Standort suchen.

Auch Katharina Borgmann hat im Citylab vergangenes Jahr eine Heimat für ihre Weine gefunden. Das Besondere: Die Rebensäfte stammen ausschließlich von jungen Winzern unter 35 Jahren. Wer ihr Geschäft am Hanseatenhof betritt, darf auch ehrlich sagen, dass er keine Ahnung von Wein hat. Oder nur nach Etikett kauft. Schließlich sollen Weine in erster Linie Spaß machen, findet Katharina. Im Repertoire hat „Weinheimat“ neben einer großen Bandbreite an Rot- und Weißweinen auch Gin, Wodka, Korn, Likör, Sekt in Champagnerqualität und sogenannten Weissbrand – gebrannten Riesling. Mit ihrem Ladenkonzept unterstützt die junge Unternehmerin bewusst die Handarbeit deutscher Nachwuchs-Winzer und Schnaps-Start-ups. Diese würden es häufig sonst gar nicht bis in den Nordwesten oder in etablierte Weinläden schaffen, sagt die 33-Jährige. Das sei auch ausschlaggebend für ihre Gründung gewesen, erinnert sich Katharina. Noch bis zum Frühjahr oder Sommer 2018 will sie mit ihrem Geschäft im Citylab bleiben, danach soll es für die „Weinheimat“ in einem anderen Stadtteil weitergehen.

Zuwachs im Citylab

Kurz vor dem Jahreswechsel gibt es im Citylab sogar nochmal Zuwachs: Erst in diesem Monat hat Sonja Stellmann hier ihr Bekleidungsgeschäft Ecoture eröffnet, mit dem sie auf fair produzierte Bio-Mode setzt. Noch bis zum 16. Dezember ist im ehemaligen Lloydhof außerdem ein Fashion Exchange Pop-up-Store zu finden. Dort erwarten Modeinteressierte auf 100 Quadratmetern gleich 20 ausgewählte Nachwuchsdesigner, die von urbaner Streetwear bis hin zu eleganter Abendmode verschiedene Stile anfertigen.


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