Am 1. September 2012 tritt der neue Rektor der Universität Bremen, Prof. Dr. Bernd Scholz-Reiter, sein Amt an. Eine der Hauptaufgaben sieht er in der Sicherung der Finanzierung. Trotz zähflüssig fließender öffentlicher Mittel möchte er gleichzeitig die Qualität der Lehre verbessern. Was er sich für die kommenden Jahre insgesamt vorgenommen hat, erläutert er im Interview […]

"Die Qualität der Lehre ist zu verbessern"
Prof. Dr. Scholz-Reiter wurde im Dezember für fünf Jahre zum neuen Rektor der Uni Bremen gewählt.

Am 1. September 2012 tritt der neue Rektor der Universität Bremen, Prof. Dr. Bernd Scholz-Reiter, sein Amt an. Eine der Hauptaufgaben sieht er in der Sicherung der Finanzierung. Trotz zähflüssig fließender öffentlicher Mittel möchte er gleichzeitig die Qualität der Lehre verbessern.

Was er sich für die kommenden Jahre insgesamt vorgenommen hat, erläutert er im Interview mit Johannes D. Gutzmann.

Johannes D. Gutzmann: Was sind Ihre Aufgaben als Rektor der Universität?

Prof. Dr. Bernd Scholz-Reiter: Der Rektor leitet die Universität insgesamt, damit ist er Dienstherr der Mitarbeiter. Seine Hauptaufgabe ist, den Wissenschaftsbereich, also Forschung und Lehre, zu unterstützen. Er ist die Vertretung der Universität nach außen, gegenüber der Gesellschaft, der Politik, den Mittelgebern. Im Innenverhältnis macht er Vorgaben für die Strategieentwicklung, natürlich gemeinsam mit und beraten durch den Akademischen Senat und die anderen Mitglieder des Rektorats. Der Rektor ist also der Chef der Universität und kümmert sich um alle akademischen Angelegenheiten. Die Verwaltungsangelegenheiten liegen im Verantwortungsbereich des Kanzlers.

Was sind nach Ihrer Meinung die dringendsten Baustellen an der Universität Bremen?

Die Hauptaufgabe in den nächsten Jahren ist, für finanzielle Stabilität zu sorgen. Sie kennen die Haushaltslage des Landes Bremen. Sie wissen, dass die Universität Bremen im Vergleich zu den meisten anderen Universitäten in Deutschland mager ausgestattet ist. Dennoch sind die erbrachten Leistungen, also die Anzahl der Studiengänge, die sogenannte Betreuungsrelation und auch die Drittmittel aus die Forschung im Verhältnis zu den Grundmitteln ausgesprochen gut. Betriebswirtschaftlich würde man sagen, dass wir eine super  Rentabilität haben. Es gibt da aber auch Grenzen des Wachstums, weil jede zusätzliche Forschung mit Drittmitteln immer auch die Grundfinanzierung in Anspruch nimmt. Die Drittmittelgeber decken immer nur den zusätzlichen Aufwand ab. Auch bei der hohen Zahl der Studierenden stellt sich die Frage, wie die Qualität der Lehre aufrechterhalten werden kann, wenn sich die Finanzierung nicht verbessert.

Es ist nicht ganz klar, wie das Land die Universität in Zukunft ausstatten wird, wir brauchen Planungssicherheit. Man muss der Bremer Politik und Gesellschaft klarmachen, dass in Bremen aufgrund der hohen Leistungsfähigkeit der hier tätigen Wissenschaftler und Lehrkräfte, die täglich bis an ihre Grenzen arbeiten, jeder Euro, der eingesetzt wird, bis zu sechs oder acht Euro generieren kann, die hier im Land Bremen verausgabt werden, wobei das zusätzliche Geld von außerhalb Bremens kommt. Das ist bundesweit Spitzenleistung.

Die Qualität in der Lehre ist auch zu verbessern. Wir müssen Feedbackschleifen einführen, also eine Evaluation der Lehre wirklich umsetzen. Wir müssen kommunizieren, dass die Verantwortung der Lehre nicht nur bei den Lehrenden liegt, sondern auch bei den Studierenden und gewissermaßen auch bei der Verwaltung. Man muss also Studienpläne kreieren, die studierbar sind, dass zum Beispiel die Wegezeiten zwischen den Veranstaltungen nicht zu groß sind.

Die Frage ist auch, wie die einzelnen Räume ausgestattet sind, ob sie von der Größe ausreichend sind. Da kann die Verwaltung, also die Studienorganisation, einen großen Beitrag leisten.

Was ist Ihr Ausblick für 2012 und die folgenden Jahre?

Wir sind eine der wenigen Universitäten, die sich im Rahmen der sogenannten Exzellenzinitiative bewerben durften. Wir sind  in der Endausscheidung und die Vorort-Begutachtung hat schon stattgefunden. Unser Gefühl ist positiv, die Entscheidung über die sogenannte dritte Förderlinie wird im Juni getroffen.

Wie sieht die Konkurrenz aus?

Die Konkurrenz sind neun Universitäten, die in der ersten Runde der Exzellenzinitiative vor ein paar Jahren ausgewählt worden sind. Aachen, München, Karlsruhe, Heidelberg, Berlin und andere, also alte, traditionsreiche Universitäten. Es kommen dazu nochmal sieben neue aus dieser Runde der Exzellenzinitiative.  Wir sind also 16 Konkurrenten und man sagt, es könnten bis zu zwölf werden, die dann den Exzellenzstatus erhalten.

Es ist ein zweistufiges Verfahren, in der ersten Stufe sind diese 16 übrig geblieben. Wir hoffen, dass wir in der nun anstehenden Endauswahl im Juni zu den Siegern gehören werden. Das würde bedeuten, dass die Universität Bremen den Exzellenzstatus hat, was einiges an zusätzlicher Reputation mit sich bringen würde. Wir kriegen dann aber nicht nur den Status, sondern auch Geld, womit wir in der Universität viel bewirken können. Wir können Bereiche, die bisher das Potenzial, aber nicht die Gelegenheit hatten sich zu entwickeln, gezielt fördern, so dass sie die jetzigen Wissenschaftsschwerpunkte in der Zukunft ergänzen. Auch können wir verstärkt die frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zum Beispiel durch Nachwuchsgruppen fördern. Es hätte also einige positive Veränderungen zur Folge.


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