Aller Anfang ist schwer. Davon können insbesondere Firmengründer ein Lied singen: Wie schreibt man einen Businessplan? Was ist eigentlich ein T-Konto? Welche finanzielle Unterstützung bekomme ich? Und wen kann ich fragen, wenn ich nicht mehr weiter weiß? Ich habe mich in Bremen umgeschaut und junge Unternehmer getroffen, die genau über diese Fragen nachgedacht haben und […]

Aus Liebe zur Marmelade: Mit dem Onlineshop zum eigenen Unternehmen
Marco und David schicken jedem die passende Marmelade direkt ins Haus.

Aller Anfang ist schwer. Davon können insbesondere Firmengründer ein Lied singen: Wie schreibt man einen Businessplan? Was ist eigentlich ein T-Konto? Welche finanzielle Unterstützung bekomme ich? Und wen kann ich fragen, wenn ich nicht mehr weiter weiß?

Ich habe mich in Bremen umgeschaut und junge Unternehmer getroffen, die genau über diese Fragen nachgedacht haben und viele davon immer noch nicht beantworten können. Teil 1: „Daily Marmelade“.

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Es ist das erste Mal, dass ich mit einem Paternoster fahre. Die Jungs von Daily Marmelade hatten mir in ihrer E-Mail genau beschrieben, wie ich zu ihnen komme. Jetzt müssen sie darüber lachen, dass ich den Begriff erst einmal gegoogelt habe, weil ich nichts damit anfangen konnte.

Ihr Büro liegt in der Überseestadt, nicht weit entfernt vom Weser-Tower. Als ich ankomme, bin ich klitschnass. Ebenso wie mich das Wetter überrascht hatte, tun es nun die drei Jungs. „Warte, ich hab da was für dich“, grinst David und zaubert einen Fön aus dem Büroschrank. Ein paar Minuten später freue ich mich über eine trockene Hose und das nette Gespräch mit Malte und David.

Start mit 400 Euro

Zusammen mit Marco sind sie die kreativen Köpfe hinter Daily Marmelade. Die Idee kam David und seinem damaligen Co-Partner bereits 2007: Ihr Studium finanzierten sie sich mit dem Gestalten von Internetseiten, was beide jedoch schnell gegen etwas Greifbares tauschen wollten.

Socken, Zahnbürsten – gab es alles schon. „Bei einem WG-Frühstück kam mir der Gedanke: Warum nicht Marmeladen verkaufen? Die mag jeder, außerdem lassen sie sich wunderbar lagern“, erinnert sich David.

Für den Start legten beide jeweils 200 Euro auf ein Konto: Sie erstellten einen Onlineshop, kauften 50 Gläser Marmelade von einer Dame aus Berlin und schrieben eine Rundmail an ihre Freunde. Mit Erfolg: Die ersten Päckchen wurden mit dem Fahrrad ausgefahren, die Gemeinde durch Mundpropaganda nach und nach größer.

Und was für ein Marmeladen-Typ bist Du?

Als der Platz nicht mehr reichte, mieteten die Jungs einen Lagerraum an. Doch auch die Berliner Dame kam nicht mehr mit dem Kochen hinterher und so fanden die Studenten eine kleine Manufaktur in Nordrhein-Westfalen, die auch jetzt noch für die leckeren Marmeladen im Abo verantwortlich ist.

Über 75 Sorten bieten die Marmeladen-Experten in ihrem Onlineshop an. Liebhaber des süßen Aufstrichs müssen lediglich angeben, welcher Marmeladen-Typ sie sind: Klassiker, Genießer, Entdecker oder Geistreicher? Jeden Monat erreicht den Kunden dann ein Glas – zum Beispiel mit Kirsch-Banane, Papaya-Orange, Maracuja-Creme mit weißer Schokolade oder Apfel mit Calvados. Was genau, bleibt eine Überraschung!

Ich darf mir aus dem Lager eine Marmelade aussuchen und bin überfordert: „Welcher Typ bist du denn?“, fragen mich die Jungs. Gute Frage. Wahrscheinlich der „Langweilig-aber-immer-wieder-gut-Erdbeer-Typ“ – an besonderen Tagen gibt es auch mal Himbeere. Ich entscheide mich für Kiwi-Mango und werde nicht enttäuscht: Ziemlich lecker.

Was für die drei Bremer als Versuch neben dem Studium begann, ist heute für alle ein Fulltime-Job: Werbung lancieren, Kundenfeedback auswerten, Pakete packen. Rund 600 verschicken die drei monatlich, das Verpacken übernehmen sie selbst. „Klar wäre es schön, wenn wir das irgendwann nicht mehr selbst machen müssten. Aber das können wir uns noch nicht leisten“, sind sich Marco, David und Malte einig. Nur die Buchhaltung haben sie abgegeben.

Förderung durch Landesprogramm

Erst spät haben sich die Marmeladen-Experten mit dem Thema Förderung beschäftigt, was sie ein bisschen bereuen. Mittlerweile sind sie im Landesprogramm BRUT der Bremer Uni, das sich an Studierende und Young Professionals richtet. Dabei erhalten die Teilnehmenden nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Seminare und Coachings.

Vieles würden die jungen Gründer heute anders machen, mit einer Entscheidung sind sie aber nach wie vor sehr zufrieden: „Die geringen Investitionskosten sind einfach das schlagende Argument für einen Onlineshop“, zieht David nach fast fünf Jahren Bilanz.

Bald Zeit für eine ehrliche Bilanz

Zugegeben, die 200 Euro, die David und sein damaliger Kompagnon als Startkapital aufgewendet haben, sind nicht die Welt. Aber dafür ist es auch lange ein Nullsummenspiel gewesen: Was herein kam, wurde direkt wieder investiert. Ob sich das Onlinegeschäft langfristig trägt, können die drei nicht sagen. David: „Momentan können wir uns noch ausprobieren. In zwei, drei Jahren müssen wir ehrlich Bilanz ziehen und schauen, ob es weitergehen kann.“

Mittlerweile kann Daily Marmelade einen Gewinn verzeichnen und hat seit April letzten Jahres auch ein eigenes Büro. Die Einrichtung haben die Jungs dem schnellen Handeln von Marco zu verdanken: Als die Bremer FDP ihr Fraktionsbüro räumte, fragte der 27-Jährige einfach, ob er ihnen die Möbel nicht zu einem günstigen Preis abkaufen könne. Manchmal muss man eben nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.

Hier gibt es die Marmelade:

www.daily-marmelade.de

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Hier findest Du auch Informationen zu Fördermöglichkeiten, zum Gründerpreis und zu weiteren wichtigen Dingen rund um die Gründung.

Weitere Ansprechpartner für Existenzgründungen in Bremen:

B.E.G.IN (Bremer Existengründungs-Initiative):
www.begin24.de

Wirtschaftsförderung Bremen:
www.wfb-bremen.de

BremerSeniorService:
www.existenzgruendung-bremen.de

Frauen in Arbeit und Wirtschaft:
www.faw-bremen.de (nur für Frauen)

RKW:
www.rkw-bremen.de

Landesprogramm BRUT:
bit.ly/MDo814

 


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