Frischer Wind im Lloydhof – mitten in der Bremer City haben 22 junge Unternehmer ein neues Zuhause für Ihre Produkte gefunden.
Direkt hinter dem Bremer Lloydhof beginnt die Straße „Wegesende“ – ein treffender Name, denn bis jetzt sind viele Initiativen, die in diesem Winkel der Innenstadt geplant wurden, ziemlich sang- und klanglos gescheitert. Zuletzt platzten im vergangenen Jahr die Pläne, auf den Grundstücken des Lloydhofs und des Parkhauses Am Brill ein großes, attraktives Einkaufszentrum zu errichten, nachdem der Investor im letzten Moment abgesprungen war.
In der Not wurde ein Konzept für eine Zwischennutzung gesucht – und die gefundene Lösung erweist sich mittlerweile als Glücksfall: Statt die vielen Geschäfte im Lloydhof leerstehen zu lassen, bot die Wirtschaftsförderung sie zu günstigen Konditionen verschiedenen Existenzgründern an, die mit kreativen Konzepten überzeugten. Und genau dieser Mix scheint bei den Shoppern gut anzukommen, denn mittlerweile sind nicht nur 22 der 24 Geschäfte belegt, sondern die Umsätze übertreffen vier Monate nach dem Start zum Teil deutlich die Erwartungen. Die Resonanz bei den Kunden sei sehr gut, teilte der Senat Ende August in der Bürgerschaft mit. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn der Lloydhof glich in den vergangenen Jahren meist einem Geisterhaus, das bestenfalls zum Schutz vor Regen aufgesucht wurde.
Schluss mit dem Dornröschenschlaf
Um den experimentellen Charakter des Projekts hervorzuheben, haben die Wirtschaftsförderung und die CityInitiative Bremen Werbung e.V. den Lloydhof in „Citylab“ umbenannt. Die Pop-up-Stores und Existenzgründer sollen zunächst bis Ende des Jahres 2017 frischen Wind in die Bremer Innenstadt bringen.
„Wir wecken das Gebäude aus seinem Dornröschenschlaf und nutzen es als Labor für neue und ungewöhnliche Geschäftsideen“, hatte Wirtschaftssenator Martin Günthner bei der Eröffnung angekündigt. Eine starke Innenstadt, die attraktiv auf Käufer und Publikum wirkt, brauche besondere Angebote, die sie einzigartig machen. „Und die finden sich hier im Citylab“, so Günthner.
Plattform für Existenzgründer
Existenzgründer können im Citylab die Markttauglichkeit ihrer Ideen prüfen – mit flexibler Mietzeit, kurzen Kündigungsfristen und einer zentralen Innenstadtlage. Das Angebot für eine Zwischennutzung richtet sich zudem an Einzelhändler, die neue Produkte testen wollen, Händler aus anderen Stadtteilen, die sich in der Innenstadtlage ausprobieren wollen, und Pop-up-Stores, die nur für eine begrenzte Zeit Flächen benötigen.
Zu den neuen Mietern gehört beispielsweise „Nur Manufaktur“, ein Shop für Handgefertigtes mit Schwerpunkt auf Bremer Produkten – von Kaffee aus der Überseestadt und BBQ-Saucen aus der Neustadt bis hin zu Wohnaccessoires und Handtaschen aus recycelten Produkten. Gründerin Vanessa Just, die für ihr BWL-Studium nach Bremen kam und eine erstaunlich vielfältige Persönlichkeit an den Tag legt, wurde gerade als Finalistin des Wettbewerbs „Campusideen 2016“ ausgewählt – mindestens der dritte Platz ist ihr damit bereits sicher. Campusideen ist ein gemeinsamer Ideenwettbewerb der Universität Bremen, der Hochschule Bremen, der Hochschule Bremerhaven sowie der Bremer Aufbau-Bank.
Ein weiteres Unikum ist der „Calafant Flagship Store“, der Spielwelten aus Karton zum Bauen, Bemalen und Spielen anbietet. Anfassen und ausprobieren ist dort ausdrücklich erwünscht.
Indonesischer Kaffee und freies WLAN
Deutschlandweit einzigartig ist darüber hinaus das „House of Indonesia“. Das temporäre Geschäft präsentiert indonesische Produkte, beispielsweise handgearbeitete Möbel, Kleidung, Accessoires und Lebensmittel. In einem Café werden außerdem kleine Spezialitäten und indonesischer Kaffee angeboten. Für Großkunden besteht die Möglichkeit, direkt importierte Waren in größeren Stückzahlen zu erwerben. Das Projekt wird von der indonesischen Regierung unterstützt, um kleinen und mittelständischen Unternehmen eine Möglichkeit zu bieten, auf den europäischen Markt zu kommen.
Auch für Shopping-Muffel hält das Citylab jetzt übrigens ein Argument bereit, während des Innenstadtbesuchs vorbeizuschauen: Neben der praktischen Funktion des Lloydhofs als Regenschutz ist dort nun auch freies WLAN nutzbar (eine Übersicht über weitere WLAN-Hotspots in Bremen gibt es hier: www.bremen.de/kostenloses-wlan).
Weitere Informationen zum Citylab:
www.facebook.com/citylab.bremen
Wart ihr schon im „neuen“ Lloydhof? Welches Konzept ist euer Favorit? Auf Facebook weiter diskutieren.