Ein Freiwilligendienst im Ausland bietet nicht nur die Möglichkeit, die Wartezeit auf einen Studienplatz sinnvoll zu überbrücken, sondern auch die Gelegenheit, am anderen Ende der Welt zu leben und Einblicke in eine fremde Kultur zu bekommen.
Der 20-jährige Bremer Dustin Pelzl träumte schon lange davon und erfüllte sich schließlich nach seinem Abitur den Wunsch, in dem er für fast ein Jahr nach Ghana ging. Was er dort erlebt hat, welche Tipps er anderen mit auf den Weg gibt und welche Organisationen einen Freiwilligendienst im Ausland ermöglichen, verraten wir euch auf dem Campus Aktuell-Blog.
Aller Anfang ist schwer
„Ich wollte in einer anderen Kultur leben, offener werden“, sagt Dustin Pelzl, wenn man ihn fragt, warum er sich für einen Freiwilligendienst entschieden hat. Besonders die afrikanischen Länder reizten ihn, die Wahl fiel schließlich auf Ghana. Über den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts, der 2008 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen wurde, lebte der ehemalige Schüler aus Bremen knapp ein Jahr lang in dem westafrikanischen Staat. Dort sollte Dustin an einer in den Slums gelegenen Schule Sport- und Computerunterricht geben. Das war leichter gesagt als getan: „Es gab keinen klar strukturierten Stundenplan“, erzählt Dustin.
Doch der junge Bremer war engagiert und so erarbeitete sich Dustin im Laufe der Zeit das Vertrauen der Schule, an der rund 200 Schüler unterrichtet wurden. So konnte er nach und nach den Direktor davon überzeugen, einen neuen Stundenplan aufzusetzen, um den Schulalltag für die ghanaischen Schülerinnen und Schüler zu vereinfachen. Dabei arbeitete der Abiturient intensiv mit einem Amerikaner zusammen, der ebenfalls an der Schule in Ghana eingesetzt war. Dass Lehrer, Schüler und die Unterstützer an einem Strang zogen, sollte sich schließlich auszahlen: „In dem Zeitraum von einem Jahr konnten wir mit viel Zusammenarbeit und noch viel mehr Austausch mit den Menschen vor Ort viele positive Veränderungen in der Struktur umsetzen“, resümiert Dustin.
Spendenprojekt auf die Beine gestellt
Doch es gab noch ein weiteres Problem für den jungen Bremer: Für seine Computerklasse, die aus 20 bis 25 Schülerinnen und Schüler bestand, standen gerade einmal vier PCs zur Verfügung – gemeinsamer Unterricht war quasi unmöglich. „Das war sehr frustrierend für mich“, berichtet Dustin. Ähnlich sah es bei der Ausstattung von Sportutensilien aus, die nicht viel Raum für einen abwechslungsreichen Unterricht boten. „Aber die Kinder waren total motiviert, etwas zu machen“, sagt der 20-Jährige. Mit der Unterstützung seiner Familie und seiner ehemaligen Schule, dem Nebelthau-Gymnasium, stellte Dustin ein Spendenprojekt auf die Beine. Das Ziel: Computer, Tastaturen, Sportutensilien und Erste Hilfe-Sachen für die Schülerinnen und Schüler zu sammeln. Während sich seine Eltern und Schwestern um Sponsoren in Bremen bemühten, spendete das Gymnasium die Einnahmen aus seiner Theateraufführung und promotete das Projekt vor Ort. Die HafenAgentur und die Reederei BOCS sorgten als Speditionsunternehmen für den sicheren Transport der gespendeten Güter direkt zur Schule – und übernahmen dabei alle Transportkosten sowie Zollgebühren.
„Ich bin mega glücklich, dass ich diesen Schritt gegangen bin“
Mithilfe der großzügigen Spenden aus Deutschland konnte Dustin schließlich an der Glasgow Academy in Ghanas Hauptstadt Accra einen Computerraum einrichten. Doch auch das war nicht ohne Hürden: Räume mussten geleert, Innenwände und Böden neu gemacht und Risse beseitigt werden. Den Bremen-Norder hatte der Ehrgeiz gepackt: „Es war mein eigenes kleines Projekt“, sagt er. „Und es kamen immer mehr Sachen zusammen.“ Nach und nach nahm der neue Computerraum immer mehr Form an, Bänke, Tische und Elektronik kamen dazu. Auf das fertige Ergebnis ist der 20-Jährige sichtlich stolz: „Ich bin froh, dass sich die ganze reingesteckte Energie ausgezahlt hat“, sagt Dustin. Und auch die Schüler seien begeistert gewesen von der neuen Möglichkeit in solch einem Raum zu lernen. Für den angehenden Studenten war das Jahr in Ghana eine sehr lehrreiche Erfahrung: „Ich bin mega glücklich, dass ich diesen Schritt gegangen bin.“ Er habe in dieser Zeit viel über sich selbst und die ghanaische Kultur gelernt. Vor allem Eigeninitiative und Geduld seien wichtig, wenn man an einem Freiwilligendienst im Ausland teilnehmen möchte, sagt Dustin. „Erst nach einigen Monaten fängt man wirklich an, da zu leben.“
In Deutschland gibt es mehrere Möglichkeiten, einen Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren. Einen Überblick über die verschiedenen Programme findet ihr hier: www.freiwilligenarbeit.de
Käme solch ein Freiwilligendienst für euch infrage? Oder habt ihr sogar schon Erfahrungen damit gemacht? Erzählt es uns!