In Deutschland fallen jährlich etwa 18,2 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an – allein 8,1 Millionen Tonnen gehen dabei auf Verpackungen aus Papier, Pappe oder Karton zurück. Leider werden in Supermärkten häufig lose selbst Produkte wie Obst und Gemüse verpackt verkauft. Dabei möchte eigentlich niemand diese Verpackungsmüllberge.

Als Gegentrend eröffnen auch in Bremen immer mehr kleine Supermärkte, die sich dem „unverpackt einkaufen“ verschrieben haben. Neben Obst, Gemüse, Reis, Nudeln und Olivenöl gibt es dort auch Waschmittel und Kosmetika. In Bremen gibt es gleich drei Unverpackt-Läden – damit hat unsere Stadt mehr als jede andere in vergleichbarer Größe.

Erster Unverpackt-Laden im Steintor

Selcuk Demirkapi hatte bereits während seines Studiums die Idee, ein Lebensmittelgeschäft zu führen und eröffnete 2016 den ersten Bremer Unverpackt-Laden. Dem Gründer von SelFair sind Nachhaltigkeit und Regionalität der Produkte besonders wichtig. Müsli, Getreide, Gemüse, Obst oder Gewürze können hier in mitgebrachten Behältern oder Tüten abgefüllt werden. Am Ende wird an der Kasse abgewogen und bezahlt. SelFair bietet darüber hinaus eine große Auswahl an veganen Bio-Getränken und Weinen an. Auch frisches Brot und Gebäck werden hier verkauft. Nicht bei allen Produkten kommt Selcuk Demirkapi ganz ohne Verpackung aus: Bei Produkten wie Zahnpasta oder Seife achtet er deshalb auf besonders nachhaltige Materialien für seine Waren. Mit seinem Geschäft im Steintor möchte der Jungunternehmer möglichst viele Menschen dazu anregen, ihr Einkaufsverhalten zu überdenken und langfristig zu ändern.

SelFair, Vor dem Steintor 189, 28203 Bremen, Öffnungszeiten: Mo-Sa 8.30-20 Uhr, So 10-20 Uhr

 „Viel habe ich nicht gefunden“

Auch Myriam Carneva, die im vergangenen Jahr in der Bremer Neustadt einen Unverpackt-Laden eröffnet hat, war es leid, sich immer nur über den anfallenden Müll zu ärgern – sie wollte selbst aktiv werden. Eine TV-Dokumentation über die Auswirkungen von Plastikmüll brachte die junge Frau zum Nachdenken. Myriam machte sich also auf die Suche nach umweltfreundlichen Produkten. „Aber viel habe ich nicht gefunden“, sagt sie. Ihr Mann motivierte sie schließlich dazu, ein eigenes Geschäft mit öko-freundlichen Produkten zu eröffnen. Mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne, über die 15.000 Euro zusammenkamen, baute sie ihr Geschäft langsam auf. Ihr Sortiment reicht von Lebensmitteln wie Obst und Gemüse, Ölen, Gewürzen und Nudeln über Kosmetikartikel wie Zahnbürsten aus Bambus bis hin zu Flüssigwaschmittel.

Manche Bremer würden erst ein paar Mal schauen, bevor sie tatsächlich etwas einkaufen. Myriam Carneva hat dafür Verständnis: „Es ist schwierig, seine Routinen zu ändern.“ Bevor die Ware es in das Sortiment schafft, testet es die Jungunternehmerin auf Herz und Nieren: In ihrem Laden L‘ Epicerie Bio verkauft die gebürtige Französin ausschließlich Produkte, die sie zuvor selbst ausprobiert hat. Haben Kunden Ideen für neue Produkte, notiert sich die Wahl-Bremerin diese sorgfältig. Nur einem Wunsch konnte sie bisher nicht nachkommen: „Chips habe ich nicht unverpackt gefunden.“

L‘ Epicerie Bio, Rückertstraße 1, 28199 Bremen, Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-18.30 Uhr, Sa 9-16 Uhr

Myriam Carneva war es leid, sich über den anfallenden Müll zu ärgern und eröffnete in der Bremer Neustadt einen Unverpackt-Laden. (c) Insa Lohmann
Myriam Carneva war es leid, sich über den anfallenden Müll zu ärgern und eröffnete in der Bremer Neustadt einen Unverpackt-Laden. (c) Insa Lohmann

Produkte aus ökologischem Anbau

Plastikmüll zu reduzieren steht auch bei Ulf Sawatzki an erster Stelle, der ebenfalls in der Bremer Neustadt einen Unverpackt-Läden eröffnet hat. Bei ihm gibt es Produkte des täglichen Bedarfs ohne Einwegverpackung und in Bio-Qualität: Lebensmittel, Getränke, Hygiene- und Reinigungsartikel sowie Pflegeprodukte. Mit seiner Geschäftsidee möchte der Bremer auch auf die Auswirkungen konventioneller Landwirtschaft und der Überdüngung der Böden aufmerksam machen. Wenn er Produkte für seinen „Füllkorn“-Laden aussucht, achtet er darauf, dass sie aus ökologischem Anbau und möglichst von regionalen Anbietern kommen. Für Ulf Sawatzki ist das Geschäft aktiver Umweltschutz und ein Zeichen gegen den Plastikmüll.

Wie sieht es bei euch aus: Habt ihr schon mal in einem Unverpackt-Laden eingekauft?


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