Die meisten von uns haben diese Situation schon mal erlebt: Man kommt nach Hause und möchte die Haustür aufschließen –Jacken-, Hosen-und Handtaschen sind durchsucht, doch wo ist der Schlüssel?

Horrende Summe beim Schlüsseldienst führt zur Idee

Verlegt, verloren, geklaut? Ist der Schlüsselbund weg, ist der Ärger meist groß. Wer schon einmal vor verschlossener Tür stand und anschließend eine teure Rechnung vom Schlüsseldienst in den Händen gehalten hat, bei dem liegen die Nerven blank. Davon kann auch der Bremer Moritz Armbrust ein Lied singen: Als er im Mai 2018 seinen Schlüssel im Viertel verlor, wusste er sich nicht anders zu helfen und orderte einen Schlüsseldienst. Dann das böse Erwachen, als er die horrende Summe von über 600 Euro sah. „Das ist viel zu teuer gewesen“, berichtet Armbrust rückblickend. „Und das passiert wahrscheinlich tausende Male in Deutschland“, vermutet er. Doch sein Unmut über die hohe Rechnung sollte nicht umsonst sein, denn das Erlebnis brachte den jungen Mann auf eine Idee: Patavinus, eine App, die verlorene Schlüssel und andere Gegenstände sowie Haustiere zu ihren Besitzern zurückbringen soll.

Moritz Armbrust sprach mit dem befreundeten Entwickler Marc Gerkenüber seine Vision und gemeinsam entwarfen sie einen Prototyp. Die Funktionsweise sollte möglichst einfach und intuitiv sein: Der QR-Code, der am Schlüssel, Handy, Portmonee oder Haustier in Form eines Anhängers oder Aufklebers angebracht wird, kann einfach vom Finder am Smartphone gescannt werden. Dafür braucht der Finder keinerlei App: Über den Browser öffnet sich ein Chat, über den Finder und Besitzer anonymisiert Kontakt aufnehmen können. „Sonst ist die Hürde zu groß“, ist Moritz Armbrust überzeugt.

Sensible Daten geschützt

Auch dass sensible Daten wie Adresse und Telefonnummer geschützt sind, ist dem Gründer besonders wichtig. Als der Bremer seinerzeit seinen eigenen Schlüssel suchte, hängte er am Ort des Verlustes einen Zettel mit seinen Kontaktdaten aus –und ärgerte sich im Nachhinein darüber, schließlich hatte er sensible Daten in Verbindung mit seinem verlorenen Schlüssel veröffentlicht.„Ein Fehler“, wie er hinterher sagt. Diese Sorgen brauchen die Benutzerinnen und Benutzer seiner App nicht zu haben: Über den Chat können Finder und Verlierer anonym ein Treffen vereinbaren, dabei werden keinerlei Daten abgefragt oder gespeichert.

Sein System hat Moritz Armbrust bereits im größeren Stil in Nürnberg getestet: Von 100 ausgelegten Schlüsseln kamen 70 wieder zurück. Für den Gründer aus Bremen eine gute Quote. Armbrust: „Oft unterschätzt man die Hilfsbereitschaft der Leute.“Auch auf dem Breminale-Fest legten die App-Entwickler ihre Testschlüssel aus –und die Quote blieb gleich: Von zehn Schlüssel fanden sieben den Weg zurück zu ihren Besitzern.„Da sehen wir noch Potenzial nach oben, wenn sich das Konzept rumspricht“, sagt der Gründer.

Auch für Haustiere geeignet

Der Bremer hat inzwischen aus seiner Idee ein Geschäftsmodell entwickelt und vor einem Jahr gemeinsam mit drei Mitstreitern die Patavinus UG gegründet. Dabei setzt das Team auf zwei Zielgruppen: Zum einen Menschen, die sich einen entsprechenden Schlüsselanhänger mit dem QR-Code kaufen. Diese gibt es ab zehn Euro, die Aufkleber gibt es für zwei Euro. Zum anderen haben die Gründer Unternehmen im Blick, die die Anhänger als Werbeartikel einsetzen. Auch individuelle Designs sollen in Kürze verfügbar sein. Einsetzbar sei das Konzept auch bei anderen Gegenständen wie Handys, Koffern und Haustieren. So stehen die Gründer bereits mit dem Deutschen Tierschutzbund in Kontakt. Bei den üblichen Chips für Hunde muss der Finder bislang zunächst den Weg über den Tierarzt oder das Tierheim suchen. Die Idee: Mit der Patavinus-App könnten Finder den Besitzer selbst innerhalb von wenigen Minuten kontaktieren. Denn Moritz Armbrust hat eine Vision: „Eine Welt ohne Verlierer.“In diesem Jahr möchten die Gründer aus Bremen außerdem mit einer Kickstarter-Kampagne an den Start gehen. „Mit dem Erlös möchten wir die Produktion nach Deutschland holen“, berichtet Moritz Armbrust.


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