Wer sich als frischgebackener Uni-Absolvent nach dem Studium bewerben will und die hiesigen Stellenausschreibungen durchliest, kann schnell verzweifeln. Mal wird „einschlägige Berufserfahrung“ verlangt, dann wieder „fundierte Berufserfahrung“. Unterm Strich hat man also bei vielen Unternehmen gar keine Chance, wenn man keine relevanten Arbeitserfahrungen aus genau der Branche vorweisen kann.
Um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, sind viele Studenten jedoch darauf angewiesen, neben dem Studium in Kino, der Kneipe oder im Einzelhandel zu arbeiten. Das muss doch auch anders gehen, dachten sich zwei ehemalige Studenten der Bremer Universität.
Die beiden Jungunternehmer Robin Kannengießer und Ugur Merzifon haben neben ihrem Wirtschaftsingenieurs-Studium ein Geschäftsmodell entwickelt. Mit ihrem Konzept sollen Studenten weder das Studium vernachlässigen, noch auf wichtige Praxiserfahrungen oder einen lukrativen Nebenverdienst verzichten müssen. Ihre Online-Plattform students2business vermittelt einzelne Projektarbeiten oder Aufträge zwischen Studenten und Unternehmen. Studierende können hier auch geeignete Betriebe für ihr Praxissemester finden. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten, wie Robin sagt. Die Idee hinter dem Portal ist einfach: Unternehmen delegieren bestimmte Aufgaben, die Studenten können gleichzeitig schon während des Studiums ihr Wissen unter Beweis stellen.
„Praxiserfahrung ist enorm wichtig“
„Praxiserfahrung ist heute enorm wichtig – doch wo soll die herkommen?“, erläutert Gründer Robin das Problem vieler Studenten. Auch die beiden Absolventen standen während ihres Studiums vor der Frage: Vorlesungen oder Praxiserfahrung? Im Rahmen von Praktika und Werksstudententätigkeiten hatten Robin und Ugur zwar die Möglichkeit, entsprechende Praxiserfahrung zu sammeln – den Vorlesungsstoff mussten sie allerdings am Abend nachholen. Als sie selbst nebenbei in den Unternehmen arbeiteten stellten sie fest, dass die Anwesenheit während der üblichen Arbeitszeiten eigentlich gar nicht nötig war. „Wir konnten unsere Tätigkeiten auch problemlos von zuhause aus erledigen“, erklärt Robin. So kam ihnen die Idee zu students2business. Die Vorteile liegen für den 26-Jährigen auf der Hand: finanzielle Unabhängigkeit, faire Bezahlung, flexibles Arbeiten sowie das Sammeln von Praxiserfahrung. Derzeit sind mehr als 500 Studierende und Absolventen in dem System angemeldet. Robin: „Wir sind immer auf der Suche nach guten Studenten.“
„Während der Bearbeitung ist man sehr flexibel“
Bisher richtet sich das Portal an Studierende aus den Fachbereichen Wirtschaft, Ingenieurswesen und Informatik. Langfristig wollen die beiden Gründer das Portal auch für andere Fachbereiche erweitern. Interessierte Studenten können auf der Website kostenlos ein Profil anlegen, das sie mit Angaben zu Studiengang, Qualifikationen, Praxiserfahrung, Schwerpunkten und Informationen zu ihrer Person befüllen können. Einzige Voraussetzung für die Studierenden: Sie müssen zum Zeitpunkt der Anmeldung bereits 90 Creditpoints erreicht haben und Leistungen mit einem Durchschnitt von 2,5 oder besser vorweisen können. Nachdem das Profil von students2business freigeschaltet wurde, kann es auch schon losgehen. Ist ein passender Auftrag gefunden, kann der Student sein Interesse daran bekunden. Umfang, Bezahlung und Deadline können Studierende bereits in der jeweiligen Projektbeschreibung nachlesen. Der Stundenlohn bewegt sich zwischen 11,10 und 24 Euro – abhängig vom Studienlevel.
Ob zuhause, in der Bibliothek oder in der Mensa: „Während der Bearbeitung ist man sehr flexibel“, sagt Robin. Das Ergebnis kann anschließend über die Homepage hochgeladen werden. Bei Bedarf erhalten Studierende von students2business ein Zeugnis, das ihnen die bisherigen Aufträge bescheinigt. Ist der Auftrag abgeschlossen, können die Unternehmen den beauftragten Studenten bewerten. 4- und 5-Sterne-Ergebnisse werden von students2business zusätzlich belohnt. Studierende erhalten dann zur Vergütung eine Gutschrift von Punkten auf ihr Konto. Diese Punkte können gesammelt und im Shop gegen Prämien eingetauscht werden – zum Beispiel Gutscheine für Amazon oder Douglas.
Ab dem kommenden Jahr planen Robin und Ugur zudem, ein Bewerbungs- und Berufscoaching für die teilnehmenden Studierenden anzubieten. Teilnehmer können dann ihre Bewerbungsunterlagen von Experten sichten lassen und erhalten ein kostenloses Feedback.