Herzlich willkommen in Bremen! Ob du nun von weither kommst oder aus dem Umland hergezogen bist, Bremen hat einiges auf Lager, was dich wahrscheinlich überraschen wird – immer im Guten und manchmal auch im liebenswerten Eigenwilligen. Von der Sprache, die du bald fließend nuscheln wirst, bis zu den traditionsreichen Bräuchen, gibt es hier vieles zu entdecken. Als Ersti wirst du an diesen Eigenheiten kaum vorbeikommen. Also schnall dich an – wir verraten dir hier, was alles typisch bremisch ist. Und Spoiler: Es wird deftig und unterhaltsam.

Bremer Schnack – die typisch bremische Sprache der Stadt

„Moin“ – ist wohl das vielseitigste Wort der Stadt. Denn hier in Bremen kannst du „Moin“ zu jeder Tages- und Nachtzeit sagen, ob früh morgens um acht oder abends um elf. „Moin“ ist das bremische Äquivalent von „Hallo“, aber mit einem ganz besonderen Charme. Bremer lieben es einfach, Dinge kurz zu halten. Und genau darum heißt es auch: „Da nich für“ statt „Gern geschehen“. Dieser Schnack ist ein gutes Beispiel dafür wie unaufgeregt und freundlich die Bremer sind – und wie selten sie aus einer guten Tat ein „lautes Gedöns“ machen.

Vielleicht hast du es schon bemerkt, Bremer nuscheln gern. Silben werden verschluckt und Worte abgekürzt. Was heißt das für dich? Stell dich darauf ein, öfter mal mit einem „Hä?“ nachfragen zu müssen, wenn du neu in der Stadt bist.

Das Nuscheln wird zudem ergänzt mit ungewöhnliche Sätze wie „Lass uns mal um den Pudding gehen“. Das ist in Bremen gang und gäbe – gemeint ist damit einen Spaziergang zu machen. Und dann ist da noch das „Umzu“ – was für die meisten Deutschen wahrscheinlich wie ein Sprachfehler klingt, in Bremen jedoch ein etablierter Begriff ist: „Umzu“ bedeutet so etwas wie „drum herum“, meistens im Sinne von „Bremen und Umgebung“. Also, wenn du nach Aktivitäten suchst, gibt es vielleicht „in Bremen und umzu“ etwas für dich zu entdecken.

Bremer Spezialitäten

Wenn du nach Bremen kommst, solltest du auf jeden Fall bereit sein, ein paar der kulinarischen Besonderheiten auszuprobieren. Lass uns mit dem Braunkohl und Pinkel beginnen. Ja, in Bremen wird der Grünkohl „Braunkohl“ genannt – einfach, weil er nach langem Kochen braun wird. Serviert wird er traditionell mit „Pinkel“, einer groben, geräucherten Grützwurst, die besser schmeckt als sie klingt. Auch Kochwurst, Kassler und Kartoffeln gehören dazu auf den Teller. Dieses deftige Essen ist besonders beliebt während der kalten Wintermonate und wird gern bei sogenannten Kohltouren verzehrt – einem bremischen Ritual, bei dem man mit Freunden loszieht, im Bollerwagen ein paar Flaschen „Proviant“ mitführt, und schließlich in einem Gasthaus landet, wo dann ordentlich gespeist und getanzt wird.

Ein anderes bremisches Gericht ist Labskaus. Zugegeben, es sieht aus, als sei es schon einmal gegessen worden, aber die Mischung aus Kartoffeln, gepökeltem Rindfleisch, Roter Bete und einem Spiegelei ist ein echtes Highlight für alle, die es gern herzhaft mögen. Dazu gibt es einen Rollmops – eingelegter Hering – und saure Gurken. Ja, das mag gewöhnungsbedürftig sein, aber hey, in Bremen liebt man es deftig! Im Schnoor führen eine ganze Reihe von Restaurants dieses traditionelle Gericht auf ihrer Speisekarte. Genauso wie Bremer Knipp – eine weitere deftige Köstlichkeit, die du unbedingt probieren solltest. Knipp ist eine Grützwurst, die schön kross angebraten mit Bratkartoffeln serviert wird.

Der Bremer Schnoor
Der Bremer Schnoor

Kultstatus bei Street-Foodies hat das Rollo vom Eck im Viertel erreicht. Diese besondere Variante des Döner Kebab wurde in Bremen erfunden und unterscheidet sich vom klassischen Döner durch den knusprigen Fladen, der um die heiß-kalte Füllung gewickelt wird. Das Rollo ist perfekt für den kleinen Hunger zwischendurch oder als nächtlicher Snack zum Abschluss einer langen Partynacht. Noch keinen Hunger? Der Erfinder des Rollo Hossain Saravi macht dir in diesem Interview Appetit auf die Bremer Spezialität vom Sielwall.

Und vergiss nicht, in der Adventszeit auch den Bremer Klaben zu probieren – ein schwerer, saftiger Früchtekuchen, der ein wenig an Stollen erinnert, aber doch ganz eigen ist. Und das Beste daran: Seit 2009 ist „Bremer Klaben“ sogar ein geschützter Begriff, den es wirklich nur hier gibt.

Eine echte Leckerei sind auch die Kluten – kleine Pfefferminzstangen, die zur Hälfte mit dunkler Schokolade überzogen sind. Diese Süßigkeit gibt es auf dem Freimarkt und Weihnachtsmarkt und ist ein Muss für alle, die den Geschmack von Pfefferminze lieben. Und dann gibt es noch den Bremer Babbeler: eine mentholhaltige Zuckerstange, die ursprünglich als Hustenbonbon gedacht war. Erfunden wurde der Babbeler schon 1886 von einem bremischen Konditormeister. Bis heute ist er eine beliebte Süßigkeit, die man sich auf der Zunge zergehen lässt.

Übrigens, für Studierende gibt es in Bremen viele Möglichkeiten, gutes Essen und interessante Orte zu entdecken – und dabei auch noch zu sparen. Schau dir unbedingt unseren Artikel über die besten Deals für Studis an, damit du Bremen ohne schlechtes Gewissen genießen kannst: Bisschen Bremen.

Ebenfalls aus Bremen nicht wegzudenken, ist die Kaffeekultur in der Hansestadt. Ob im gemütlichen Café um die Ecke oder in einer hippen Rösterei, der Bremer liebt es, zu „kaffeesieren“ – das heißt, bei einer guten Tasse Kaffee zu schnacken und zu entspannen. Lese hier, wie schön du die Kaffeekultur in Bremen feiern kannst und was alles Bremen mit dem Kaffee verbindet.

Bremer Bräuche

In Bremen gibt es Bräuche, die es wirklich nur hier gibt. Fangen wir an mit einem der kuriosesten an: dem Domtreppen-Fegen. Wer als Mann bis zum 30. Lebensjahr noch nicht verheiratet ist, muss die Domtreppen fegen – und zwar so lange, bis eine Jungfrau kommt und ihn freiküsst. Für Frauen gibt es eine alternative Variante des Fegens: Sie dürfen „Klinken putzen“, wenn sie noch keinem Mann das Ja-Wort gegeben haben.

Nur wenige Meter vom Dom entfernt, an der Nordwestseite des Bremer Rathauses, findest du die Bremer Stadtmusikanten. Wenn du die Vorderbeine des Esels berührst und dir etwas wünschst, soll dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Die glänzenden Beine zeigen, dass viele diesem Brauch bereits gefolgt sind und ihr Glück versucht haben – also nutze deine Chance bei deinem nächsten Besuch.

Die Bremer Stadtmusikanten
Die Bremer Stadtmusikanten

Eine Tradition ist die Eiswette. Jedes Jahr am „Tag der Heiligen Drei Könige“ trifft sich ein Schneider mit den wichtigen Herrn der Stadt an der Weser, um zu prüfen, ob das Wasser „geiht oder steiht“, also ob es geht (fließt) oder zugefroren steht. Das Ganze ist natürlich ein Spaß, aber in Bremen nimmt man solche Dinge ernst.

Der Bremer Freimarkt ist ein weiteres Highlight. Vergiss das Oktoberfest, der Freimarkt ist die „fünfte Jahreszeit“ in Bremen, und die Bremer sind hartgesottene Wettergenießer, die auch bei Regen und Sturm ihre Schmalzkuchen und Liebesäpfel genießen. Der Bremer sagt übrigens: Ischa Freimaak! Auch den Weihnachtsmarkt mit Schlachte-Zauber in der Bremer City solltest du nicht verpassen.

Bremer Freimarkt
Der Bremer Freimarkt

Nicht wirklich ein Ersti-Event und doch unbedingt zu erwähnen ist die Schaffermahlzeit – eine der ältesten Traditionen in Bremen, zurückgehend auf das Jahr 1545. Hier treffen sich einmal im Jahr die Kaufleute und Seeleute der Stadt zu einem festlichen Mahl, um Geld für das Haus Seefahrt zu sammeln.

Natürlich hat Bremen noch viel mehr zu bieten als eine interessante Sprache, eigenartige Bräuche und herzhaftes Essen. Die Bremer sind stolz auf ihre Stadt, und das merkst du an jeder Ecke. Die Bremer lieben ihre Grün-Weißen, denn Werder Bremen spielt nicht irgendwo an der Autobahn Fußball, sondern mitten im Herzen der Stadt, wo die Weser einen Bogen macht, im legendären Weserstadion. Das Stadion ist bekannt für seine einmalige Lage und die Atmosphäre, die Fans aus ganz Deutschland anzieht. Und nicht wenige trinken zum Spiel dabei ein Beck´s. Kein Wunder, schließlich wird das weltbekannte Bier nur wenige Meter die Weser hinauf gebraut.

Typisch bremisch ist es auch, zur nahegelegen Weserpromenade zu schlendern und die entspannte Atmosphäre am Osterdeich zu genießen. Hier gilt meist: Jeder bringt seine Getränke selbst mit und verbringt einen schönen Abend mit Freunden mit Blick auf den Fluss.

 

Und zum Schluss noch eine der ekligeren bremischen Traditionen: Das Spucken auf den Spuckstein. Klingt merkwürdig? Ja, ist es auch! Aber es hat eine tiefere Bedeutung: Der Spuckstein markiert den Ort, an dem die letzte öffentliche Hinrichtung in Bremen stattfand. Der Kopf der Giftmörderin Gesche Gottfried soll nach ihrer Enthauptung am 27. April 1831 auf diesem Stein zum Liegen gekommen sein. Früher spuckten die Bremer auf diesen Stein, um ihre Verachtung gegenüber der Mörderin zu bezeugen. Heute drücken viele Besucher mit diesem Brauch ihre Ablehnung dieser unmenschlichen Strafe aus.

Typisch bremisch für Anfänger

Ob es nun das „Moin“ ist, das „Da nich für“ oder die Tatsache, dass man hier keine Angst hat, etwas ungewöhnliche Bräuche zu pflegen – Bremen ist eine Stadt voller Traditionen, Eigenheiten und einem ganz eigenen Charme. Als Ersti wirst du schnell merken, dass die Bremer vielleicht etwas eigenwillig und manchmal sogar einsilbig erscheinen mögen, aber sie ein großes Herz haben. Also schnapp dir dein Fahrrad, probiere ein Rollo vom Eck, und erlebe Bremen auf deine ganz persönliche Weise.

 

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